Wien - Diagnosen aus der Atemluft: Die Atemgasanalytik stellt ein ganz junges Forschungsgebiet dar. "Medizinisch interessant ist dabei vor allem, dass die Atemgasabnahme nicht-invasiv ist", erklärte Anton Amann vom Institut für Atemgasanalytik der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (Dornbirn) und der MedUni Innsbruck beim Jahreskongress der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie, der in Wien stattgefunden hat.

Flüchtige Substanz

Die Sache ist hoch komplex: Immerhin muss man zunächst wissen, was man wie und wann bei einer Krankheit nachweisen sollte. Es geht dabei um das Messen von Stoffen, die nur in geringsten (oft schwankenden) Konzentrationen im Atemgas vorhanden sind und auch noch binnen kürzester Zeit wieder verschwinden. Amann: "Eine sehr interessante flüchtige Substanz ist Stickoxid (NO), das in praktisch allen Organen des menschlichen Körpers eine sehr wichtige Rolle spielt."

Mittlerweile ermöglicht beispielsweise die Messung des NO im Atemgas von Asthma-Patienten eine Therapiekontrolle. Der Experte: "Mehr NO in den Luftwegen bedeutet mehr Entzündung der Bronchien." So kann der Effekt der Therapie gemessen werden. Weiters zeichnet sich bereits eine wichtige Anwendung in der Onkologie ab. Es geht dabei um die Verhinderung von potenziell lebensgefährlichen Therapiekomplikationen nach der Einnahme des seit Jahrzehnten in der medikamentösen Behandlung von Krebs verwendeten 5-Fluorouracil (5-FU). Amann: "Manche Patienten verstoffwechseln 5-FU schlecht. Lebensbedrohliche Zwischenfälle oder gar Todesfälle können die Folge sein. Hier ist man mit einem Atemgas-Test derzeit schon sehr nahe an der klinischen Anwendung."

Bessere Frühdiagnostik

Der Clou: Vor der Gabe des Chemotherapeutikums erhält der Patient als völlig ungefährliche Testsubstanz ein halbes Gramm von mit einem Kohlenstoff-Isotop markiertes Uracil. Steigt im Atemgas danach die Konzentration an Kohlendioxid mit dem Kohlenstoff-Isotop nicht an, liegt offenbar eine zu geringe Fähigkeit der getesteten Person vor, Uracil zu abzubauen. Das spräche gegen eine Verwendung von 5-FU. Ohne Zweifel stellt die Frühdiagnostik von Lungenkarzinomen seit langem eines der größten Probleme der Medizin dar. Amann: "Ein besonders interessanter Bereich der Atemgasanalytik betrifft die Untersuchung von Lungenkarzinompatienten hinsichtlich ihres im Atemgas auftretenden Profils von flüchtigen organischen Substanzen."

Hier steht man aber erst am Anfang. Der Innsbrucker Experte: "Es handelt sich um Ergebnisse aus Pilotversuchen. Lungenkrebs ist auch nicht eine Krankheit, wahrscheinlich handelt es sich um viele verschiedene Erkrankungen." Deshalb dürfte es nie "den einen" Marker für solche Karzinome geben. Realistischer wäre eine Kombination verschiedenster Parameter. (APA)