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Demonstranten überwinden die Schutzmauer vor der israelischen Botschaft in Kairo.

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Ägyptische Polizisten schauen in die andere Richtung.

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Demonstranten zerstören die Schutzmauer.

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Nach der Erstürmung der Botschaft brannten in der Nähe Autos.

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Polizei versucht Demonstranten beizukommen.

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Tel Aviv/Kairo - Wütende Demonstranten haben in Kairo die israelische Botschaft erstürmt. Der Botschafter wurde in der Nacht zum Samstag in einer dramatischen Rettungsaktion zusammen mit mehr als 80 weiteren israelischen Bürgern in die Heimat zurückgeholt. Die ägyptische Regierung wurde zu einer Krisensitzung einberufen. Die Polizei wurde in höchste Alarmbereitschaft versetzt.

Bei dem Angriff auf die israelische Botschaft in Kairo seien drei Menschen ums Leben gekommen, es habe zudem 1049 Verletzte gegeben, teilte das ägyptische Gesundheitsministerium am Samstag mit. Darunter seien auch 46 Polizisten und Soldaten. Sie hatten versucht, die Erstürmung der Botschaft in der ägyptischen Hauptstadt zu verhindern.

Die Demonstranten hatten zunächst eine Schutzmauer vor der Botschaft niedergerissen und dann das Bürohochhaus gestürmt, in dem die diplomatische Vertretung untergebracht ist. Aus dem Konsularbereich in einem der oberen Stockwerke des Gebäudes warfen sie dann Dokumente aus den Fenstern.

Die eigentliche Botschaft ist im 20. und 21. Stock untergebracht. Die Demonstranten zündeten Autoreifen an, mindestens zwei Autos nahe des Botschaftsgebäudes standen in Flammen. Die Polizei setzte Tränengas ein und gab Warnschüsse in die Luft ab.

500 Demonstranten auch am Samstag

Am Samstagmorgen harrten noch rund 500 Demonstranten vor dem Haus am Ufer des Nils aus. Einige von ihnen warfen mit Steinen auf Polizisten und Soldaten. Die Sicherheitskräfte drängten die Demonstranten aber schließlich zurück.

Israel flog seinen Botschafter und weitere Bürger mit eigenen Militärmaschinen aus Ägypten aus. Sie seien in einer geheimen Aktion unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen aus der Botschaft in Kairo zu einem Flughafen gebracht worden, sagte ein ranghoher israelischer Regierungsvertreter. Dort habe eine Maschine der israelischen Luftwaffe bereit gestanden. "Keiner der Israelis wurde verletzt", sagte der Sprecher.

Botschafter Yitzhak Levanon sowie 80 Diplomaten, Familienangehörige und andere Israelis landeten wohlbehalten in der Heimat. Weitere sechs israelische Sicherheitsbeamte und Diplomaten, die zunächst in der Botschaft festgesessen hätten, seien von einem ägyptischen Sonderkommando befreit worden, berichtete der Sprecher. Sie seiend Stunden nach dem Botschafter zu einer zweiten israelischen Maschine gebracht und ausgeflogen worden.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyau dankte US-Präsident Barack Obama und den ägyptischen Behörden für ihre Hilfe bei der Rettung der Diplomaten. Netanyau habe nachts mehrmals mit den sechs eingeschlossenen Sicherheitsleuten und Diplomaten telefoniert und versprochen, alles für ihre Rettung zu unternehmen, berichtete der Sprecher.

"Der Angriff des Mobs auf die israelische Botschaft in Ägypten ist eine ernste Angelegenheit, aber es hätte viel schlimmer ausgehen können, wenn es den Angreifern gelungen wäre, auch die letzte Tür zur Botschaft aufzubrechen und unsere Leute zu verletzen", habe Netanyau gesagt.

Gerüchte über Rücktritt der Regierung

In Kairo kursierten Gerüchte über einen möglichen Rücktritt der Regierung von Ministerpräsident Essam Sharaf. Ein Rücktritt werde erwartet, weil die Regierung die Lage nicht unter Kontrolle bekommen habe, berichtete die halbamtliche ägyptische Zeitung "Al-Ahram". Sharaf steht einer Übergangsregierung vor; die eigentliche Macht liegt seit dem Sturz des Regimes von Hosni Mubarak beim Militärrat.

Obama forderte die ägyptische Regierung auf, ihren internationalen Verpflichtungen nachzukommen und die Sicherheit der Botschaft zu gewährleisten. Auch Deutschlands Außenminister Guido Westerwelle (FDP) verurteilte die Erstürmung der israelischen Botschaft in Kairo. Er erwarte, dass die ägyptischen Behörden den Schutz der Botschaft gemäß den internationalen Verpflichtungen sicherstellten, teilte das Auswärtige Amt am Samstag in Berlin mit. Eine weitere Eskalation müsse unbedingt vermieden werden.

Auslöser der seit Wochen andauernden Proteste vor der Botschaft war der Tod von sechs ägyptischen Grenzpolizisten, wie die ägyptische Tageszeitung "Al-Masry al-Youm" berichtet - bisher war von fünf Getöteten die Rede gewesen. Israelische Sicherheitskräfte hatten die Soldaten bei der Verfolgung mutmaßlicher palästinensischer Terroristen an der ägyptisch-israelischen Grenze vor drei Wochen erschossen.

Ägypten ist neben Jordanien das einzige arabische Nachbarland, das einen Friedensvertrag mit dem jüdischen Staat hat. Seit dieser im Jahr 1979 geschlossen wurde, haben die USA Ägypten milliardenschwere Militärhilfe zukommen lassen. (APA)