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Die damals aufgebrachte Mavi Marmara.

Foto: REUTERS/Uriel Sinai/Pool/Files

Tel Aviv - Der Streit zwischen Israel und der Türkei um die Gaza-"Hilfsflotte" eskaliert immer weiter. Der israelische Außenminister Avigdor Lieberman bereitet laut einem Bericht der Zeitung "Yedioth Ahronoth" vom Freitag "scharfe Reaktionen" auf die Ankündigung des türkischen Regierungschefs Recep Tayyip Erdogan vor, "Hilfsschiffe" für den unter israelischer Blockade stehenden palästinensischen Gazastreifen militärisch zu schützen.

Unter der Überschrift "Israel wird Türkei 'bestrafen'", schrieb das auflagenstärkste Blatt des Landes unter Berufung auf Informationen aus dem Außenministerium, Lieberman erwäge Treffen mit Vertretern der armenischen Lobby in den USA, um zu erkunden, wie Israel das Bestreben der Armenier unterstützen könne, die Massaker im Osmanischen Reich zum Völkermord zu erklären. Dies wäre für die Türkei ein sehr empfindlicher Punkt. Außerdem plane Lieberman Treffen mit Führern der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) in Europa, bei denen diese Israel um Militärhilfe gegen die Türken bitten könnten. Auch dies dürfte in Ankara große Empörung auslösen. Israel könne auch eine internationale Kampagne gegen die Türkei wegen der Unterdrückung von Minderheiten starten.

"Respekt und normalen Anstand"

"Wir werden einen Preis von Erdogan einfordern, der es ihm klarmachen wird, dass es sich nicht lohnt, Israel vorführen zu wollen", wurde Liebermann zitiert. "Die Türkei täte gut daran, uns mit Respekt und normalem Anstand zu behandeln", habe der aus Moldawien stammende Chef der ultrarechten Koalitionspartei Yisrael Beitenu (Unser Haus Israel) hinzugefügt.

Offiziell wollte das Außenministerium in Jerusalem Erdogans Worte am Freitag auch auf Anfrage nicht kommentieren. Ein ranghoher Regierungsvertreter, der nicht namentlich genannt werden wollte, sagte, die von Erdogan angekündigte Maßnahme würde für Israel "eine sehr schwere Provokation" bedeuten. "Es ist angesichts der Verpflichtungen der Türkei gegenüber der NATO sehr schwer vorstellbar, dass die Türkei so weit gehen würde", fügte er hinzu.

Geheimdienstminister Dan Meridor sagte dem Armeeradio, die Ankündigung des türkischen Regierungschefs sei "schlimm". Es sei "besser, zu schweigen und abzuwarten, wir haben kein Interesse daran, die Situation durch (verbale) Angriffe zu verschärfen." Zugleich sagte der Minister, die Türkei würde Völkerrecht verletzen, sollte sie versuchen, die israelische Gaza-Seeblockade zu durchbrechen. Schließlich habe ein UNO-Bericht die Blockade als legitim eingestuft.

Die Türkei hat die diplomatischen Beziehungen zu Israel herabgestuft und die Militärbeziehungen sowie die Zusammenarbeit im Rüstungsbereich ausgesetzt. Ausgelöst wurde der schwere Konflikt durch den israelischen Militärangriff auf die so genannte Gaza-"Hilfsflotte". Bei der Kommandoaktion der israelischen Eliteeinheit "Shayetet 13" in internationalen Gewässern waren im Mai 2010 acht türkische Aktivisten und ein türkisch-amerikanischer Doppelstaatsbürger an Bord des Schiffes "Mavi Marmara" getötet worden. Die israelische Regierung sprach von einem "Akt der Selbstverteidigung", weil Aktivisten die Soldaten hart angegriffen hätten. Israel lehnte eine Entschuldigung ab. Erdogan hat einen baldigen Besuch im Gazastreifen angekündigt. Die NATO will sich in den Streit nicht einmischen. Dieser sei eine "bilaterale Angelegenheit", sagte NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen am Mittwoch in Prag. (red/APA/AFP)