Die Grünen haben offiziell die Notbremse gezogen: Kein kleines Glücksspiel auf Basis von Landesgesetzen in Wien, teilte Klubobmann David Ellensohn der SPÖ unmissverständlich mit. Alles andere hätte die Grünen auch zerrissen. Kein schlechter Schachzug: Ellensohn hat die SPÖ öffentlich unter Druck gesetzt, in dem Wissen, dass er die rote Basis hinter sich hat. Diese hatte die roten Granden beim Parteitag im Mai überrumpelt und das Verbot des kleinen Glücksspiels mehrheitsfähig gemacht.

Seither eiert die Parteispitze herum, schiebt die heiße Kartoffel vom einen zum anderen Genossen, am liebsten Richtung Bund. Es gibt zwar eine Kommission zu dem Thema, aber je länger die tagt, desto tiefer werden die Gräben in der sonst so straff durchorganisierten Landespartei. An der Basis wird gar der Vergleich mit Zwentendorf bemüht.

60 Millionen Euro würden der Stadt ohne das kleine Glücksspiel pro Jahr entgehen. Das ist nicht nichts, aber auch nicht mehr, als der völlig vergeigte Prater-Vorplatz gekostet hat. Kaum zu glauben, dass die SP wegen dieser Summe einen Zwist riskiert, den die Grünen prompt ausnützen, um ihr Image als kuscheliger Juniorpartner loszuwerden. Auch dass das kleine Glücksspiel Sucht und damit sozialen Abstieg befördert, nimmt sie in Kauf. Liegt's doch am geheimnisvollen Einfluss der Glücksspiel-Konzerne? Solange die rote Parteispitze nicht eindeutig Stellung bezieht, muss sie sich diese Frage gefallen lassen. (DER STANDARD-Printausgabe, 9.9.2011)