Wien - "Österreich ist eines der reichsten Länder der Welt, die hohe Zahl der funktionalen Analphabeten ist eine Schande für unser Land", meint der Grüne-Bildungssprecher Harald Walser am Donnerstag in einer Aussendung anlässlich des Weltalphabetisierungstags am heutigen Donnerstag. "Funktionale" Analphabeten haben Probleme, einen alltäglichen Text zu lesen bzw. zu schreiben. "Derzeit gibt es (weltweit, Anm.) 77 Millionen Kinder, die ohne Schulbildung aufwachsen - dies bedeutet für sie ein Leben ohne Chancen auf gerecht entlohnte Arbeit, von der sie leben können", so SPÖ-Entwicklungssprecherin Petra Bayr ebenfalls in einer Aussendung.

300.000 Erwachsene Analphabeten

Walser fordert eine grundlegende Schulreform in Österreich. Ein Drittel der Schüler könne am Ende der Pflichtschule nicht ausreichend lesen und schreiben. Experten sprechen demnach von 300.000 erwachsenen Analphabeten. "Es reicht nicht, erst bei erwachsenen AnalphabetInnen anzusetzen. Im Informationszeitalter führt Analphabetismus zum Ausschluss aus der Gesellschaft und muss in allen Altersgruppen bekämpft werden", sagt Walser.

Besonders Mädchen betroffen

"Bildung ist die beste Investition in Armutsreduzierung", so Bayr. Obwohl die Analphabetenrate in den vergangenen 15 Jahren zurückgegangen sei, seien weltweit vor allem die ärmeren Regionen und dort wiederum besonders Mädchen vom Bildungsdefizit betroffen. Deshalb seien Frauen auch eine Hauptzielgruppe in den Aktionsplänen der Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur der Vereinten Nationen (UNESCO), die die Jahre 2003 bis 2012 zur Bildungsdekade ernannt hat. "Hand in Hand mit der Alphabetisierung von Frauen gehen ein höheres Gesundheitsbewusstsein, die Verbesserung der Hygieneverhältnisse, aber auch Wissen um Schutz vor HIV/AIDS - und damit auch die Erreichung der Millenniumsziele zur Bekämpfung von Mütter- und Kindersterblichkeit und zur Reduzierung von Krankheiten. Offensive Bildungspolitik ist somit der Schlüssel zu einer emanzipatorischen Frauenpolitik und gelungener Entwicklungspolitik", betonte Bayr. (APA)