Verhaltensauffälliger Barbar in Denkerpose: Der hawaiianische Hüne Jason Momoa kämpft und blutet im Fantasy-Remake "Conan" in der Nachfolge der steirischen Eiche und in 3-D.

Foto: Warner

Regisseur Marcus Nispel hat in "Conan" alles ausgespart, was einen Barbaren unnötig belasten würde.

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Wien – Schuld ist natürlich immer die Mama. In Conan, Marcus Nispels dumpfer Schundheftlverfilmung – Robert E. Howard ersann den Heroen bereits 50 Jahre bevor Arnold Schwarzenegger diesem und sich selbst 1982 zu filmischer Berühmtheit verhalf -, sind es auch mütterliche Versäumnisse, die aus einem hoffnungsvollen Ungeborenen einen stammhirngesteuerten Sklavinnenbeglücker und Schädelspalter machen:

So schwanger wie verantwortungslos hat sich die Barbarenmama ins Kampfgetümmel gestürzt, der verfrühte Kaiserschnitt erfolgt prompt. Häuptling Göttergatte ist gerade noch rechtzeitig zur Stelle, um die Entbindung mit dem Dolch zu vollenden und den Säugling den weiter metzelnden Horden brüllend entgegenzurecken.

Jahre später, wenn Jason Momoa als verhaltensauffälliger Conan wieder einmal sein Schwert gen Himmel reckt, will man seine rüden Umgangsformen gerne mit der ungewöhnlichen Geburt entschuldigen. Über die offensichtliche Überforderung des alleinerziehenden Vaters (Ron Perlman, diesmal zottelig) sieht man diskret hinweg. Wenn der Junior vom Waldlauf mal eben ein paar abgeschlagene Köpfe mit nach Hause bringt, wäre schließlich selbst der engagierteste Reformpädagoge mit seinem Latein am Ende.

Archaische Problemfamilien

Familiäre Spannungen durch Muttermangel gibt es ebenso auf der Gegenseite. Beim bösen Khalar Zym (Stephen Lang als Kriegsfürst und Hexenmeister in spe) und seiner Tochter Marique (Rose McGowan ohne Augenbrauen, dafür mit Freddy-Krueger-Gedächtnispratzerl) herrscht erhöhte Inzestgefahr. Khalar Zyms größter Fehler war es jedoch, bei Niedermachung des Conan'schen Dorfes den Häuptlingssohn verschont zu haben. Mit dem Kinopublikum muss er für diesen Affront leiden.

Regisseur Nispel hat für Conans Rache und Weltrettung alles ausgespart, was einen Barbaren unnötig belasten würde. Eine verfolgenswerte Dramaturgie, freiwilliger Humor oder Figuren, für deren Geschichte man sich interessieren könnte – Fehlanzeige. Dafür gönnt der deutsche Wertarbeiter, der bereits Remakes von The Texas Chainsaw Massacre und Freitag der 13. zu verantworten hat, seinem Werk eine vernachlässigenswerte 3-D-Nachbearbeitung und Unmengen an Computerblut.

Die Kämpfe sind zwar halbwegs souverän, trotz Auffälligkeiten wie einer Neudefinition von Nasenbohren langweilt die Dauerbrutalität aber zunehmend. Selbst Rachel Nichols muss als Conans blasses "love interest" lernen, dass es zwei Arten gibt, Köpfe zu verdrehen. Mit der schwachbrüstigen Handlung reicht es so nicht einmal für einen schundigen Spaß, und nach einem unspektakulären Showdown bleibt nur ein tröstlicher Blick auf die bisher mageren Einspielergebnisse. (Dorian Waller / DER STANDARD, Printausgabe, 9.9.2011)