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Hans Rinner glaubt an die Einstimmigkeit

Foto: APA/Fohringer

Wien - Es ist nicht so, dass die österreichische Fußball-Bundesliga den neuen Teamchef aussucht, aber sie entscheidet mit. "Es wird sicher kein Mann installiert, gegen den die Liga Vorbehalte hat", sagt Präsident Hans Rinner. "Natürlich liegt die Hauptkompetenz beim ÖFB." Verbandschef Leo Windtner hat eine "gemeinsame" Lösung angekündigt. Im Idealfall fällt die Entscheidung im sechsköpfigen Direktorium einstimmig. Dem Gremium gehören drei Landesverbandspräsidenten, Windtner sowie zwei Vertreter der Liga (Austria-Vorstand Markus Kraetschmer, Rinner) an.

Die Profivereine haben sich mit großer Mehrheit gegen Dietmar Constantini ausgesprochen. Rinner: "Wir haben schon im August klargestellt, dass es aus unserer Sicht keinen Sinn macht, den Vertrag zu verlängern." Die Trennung sei zumindest optisch nicht ideal verlaufen. "Ich dachte, Constantini tritt nach dem 0:0 gegen die Türkei von selbst zurück. Dass er jetzt die Qualifikation noch vollendet, ist keine gute Idee. Man hätte sich finanziell einigen können, da ist der ÖFB nicht kleinlich." Was von der Ära Constantini übrig bleibt? "Keine Handschrift ist auch eine Handschrift."

Das Anforderungsprofil an einen Teamchef sei, so Rinner, relativ klar: "Er muss eine hohe Professionalität an den Tag legen und den Fußball leben. Er darf auch keinen Nebenbeschäftigungen nachgehen. Kindercamps, so wichtig sie auch sein mögen, sind gestrichen. Und wenn ein Arnautovic so daherkommt wie unlängst in Deutschland, gehört er heimgeschickt. Zur Erinnerung: Arnautovic trug Jeans und kein Sakko statt des grauen Anzugs, weiße Turnschlapfen statt dunkler Halbschuhe, schwarzes Kapperl statt keines Kapperls. Zur Wiedergutmachung hat er beim 2:6 ein Tor geschossen und das zweite aufgelegt. Beides ist Rinner aber eher wurscht.

Professionalität, so der Herr der Liga, sei bei Trainern keine Altersfrage. "Und hängt auch nicht mit der Nationalität zusammen. Ob Inländer oder Ausländer, ist zweitrangig. Erfolgshunger, Fachwissen, Erfahrung und Akribie sind die wesentlichen Voraussetzungen. Der mediale Auftritt ist auch wichtig. Öffentliche Hoppalas sollten tunlichst vermieden werden." Zudem wäre es von Vorteil, "wenn er die österreichische und die deutsche Liga gut kennt. Denn von dort kommen fast alle Teamspieler."

Als ehemaliger Präsident von Sturm Graz schätzt der 48-jährige Rinner den hoch gehandelten Franco Foda. "Er ist aus meiner Sicht ein interessanter Kandidat, er bringt viele der nötigen Eigenschaften mit. Aber ich will keine Namen nennen. Es werden in den nächsten Wochen auch kuriose Kandidaten kursieren. Der Fantasie von Managern sind keine Grenzen gesetzt." Rinner rechnet mit einer Entscheidung bis Ende Oktober. "Arbeitsbeginn wäre dann im Jänner." Welche Kompetenzen der Neue bekommen soll? "Ein guter Mann steckt sich aufgrund seines Charakters die Kompetenzen selbst ab."

Der Liga-Chef betrachtet den Fußball "als Ganzes. Wir brauchen den ÖFB, der ÖFB braucht uns. Es ist für alle unangenehm, wenn die Nationalmannschaft auf Platz 68 liegt." (Christian Hackl, DER STANDARD, Printausgabe 9.9.2011)