Wien - Die Journalistengewerkschaft sieht die seit Monaten andauernden Verhandlungen um den Journalisten-Kollektivvertrag in einer kritischen Phase. Wie Journalisten-Gewerkschafter Franz C. Bauer am Mittwoch sagte, sei man sich immer noch nicht über die Entlohnungs- und Arbeitszeitregelungen für Onlineredakteure einig, die künftig ebenfalls in den KV fallen sollen. "Das, was wir auf dem Tisch haben, ist zuwenig, um eine Entscheidungsgrundlage zu bilden", so Bauer.

Der Verhandler des Verbandes Österreichischer Zeitungen (VÖZ), Moser Holding-Chef Hermann Petz, betonte, dass man noch heuer zu einem Abschluss kommen müsse. "Indem wir im April 2009 die Verhandlungen begonnen haben, werden wir bis Ende dieses Jahres zu einer Entscheidung kommen müssen. Deshalb befinden wir uns in einer entscheidenden Phase der Verhandlungen."

Gehaltskurven

Bei den grundsätzlichen Kritikpunkten der Verleger am Kollektivvertrag - nämlich, dass dieser wegen der steigenden Gehaltskurven im fortschreitenden Alter zu teuer wird - scheinen sich die beiden Parteien einig zu sein, wie Bauer darlegte. "Der KV soll die Berufs- und Branchenrealität abbilden." Nachdem die Branche in den vergangenen Jahren verstärkt dazu übergegangen sei, ältere Kollegen abzubauen, weil diese zu teuer wurden, müsse man dem Rechnung tragen. Wichtig aus Sicht der Gewerkschaft ist, dass die Gehaltskurve zu Beginn rascher steige und dann flacher werde. Die Abschaffung von Quinquennien stehe nicht zur Debatte, betonte Bauer. Allerdings sei ein anderer Modus dafür möglich.

Fix sei auch, dass Online-Mitarbeiter in den neuen KV fallen sollen. Allerdings sei noch nicht klar, wie deren Entlohnung bei Nacht- und Wochenenddiensten geregelt sein soll. Hier achte die Gewerkschaft darauf, dass die Abgeltung von solchen Arbeitszeiten nicht nur symbolischer Natur ist, "weil wir sonst der Abschaffung von Wochenenden entgegenblicken", so Bauer.

Der Vorsitzende der Journalistengewerkschaft verwies darauf, dass man das Verhandlungsergebnis letzen Endes auch den Betroffenen verkaufen müsse: Schließlich werde der neue Kollektivvertrag einer Urabstimmung unterzogen. Am Dienstag findet die nächste Verhandlungsrunde statt, bei der Verleger und Gewerkschaft wieder an einem Tisch sitzen. (APA)