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Je nach Rechenmodell müssen Banken für ihre Griechenland-Anleihen mehr oder weniger bluten.

Foto: Reuters/Yannis Behrakis

Unter Experten wachsen die Zweifel, ob die vereinbarte Beteiligung der Banken die Schuldenlast Griechenlands senken wird. Experten von Barclays Capital raten Investoren in einem am Mittwoch verschickten Papier dringend dazu, bei der Hellas-Hilfe mitzuziehen. Statt des in Aussicht gestellten Abschlags von 21 Prozent würden sie höchstens fünf bis zehn Prozent verlieren.

Der Unterschied ergibt sich, weil Barclays bei der Berechnung von aktuellen Marktpreisen und nicht vom Nominalwert der Anleihen ausgeht. Experten der UniCredit gelangen zudem zum Schluss, dass die ausgehandelten Garantiemechanismen, mit denen Europa sich die Beteiligung der Banken erkauft, die griechische Staatsschuld um bis zu zehn Prozent erhöhen werden.

 

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Die Beteiligung privater Investoren am neuen Rettungspaket für Griechenland war einer der bisher größten Tabubrüche in den bisherigen Bemühungen zur Stabilisierung der Eurozone. Monatelang hatten sich Europäische Zentralbank (EZB), Kreditinstitute und zahlreiche Politiker gegen den Schritt gewährt.

Die Stunde der Wahrheit rückt nun näher - und die Zweifel am Nutzen des Unterfangens werden immer lauter. Analysten der UniCredit gehen davon aus, dass allein die ausgehandelten Garantiemechanismen, mit denen sich Europa die Beteiligung der Banken erkauft hat, die Schulden Griechenlands um zehn Prozent in die Höhe treiben werden.

Der Hintergrund: Beim Beschluss über Partizipation der privaten Investoren wurde auch festgelegt, dass Griechenland den Kreditinstituten zusätzliche Sicherheiten geben muss. Im Gegenzug erklären sich die Banken bereit, ihre alten Hellas-Anleihen gegen neue mit einer längeren Laufzeit zu tauschen. Um diese Garantien für die Banken stemmen zu können, muss sich Griechenland aber neues Geld ausborgen.

Doch das ist nicht das einzige Problem. Streit gibt es auch darüber, wie viel die Banken eigentlich durch die Tauschaktion verlieren. Die Euro-Zone hat für die Beteiligung der Banken ja vier Modelle ausgearbeitet - die im Endeffekt alle darauf hinauslaufen, dass Kreditinstitute ihre auslaufenden Anleihen gegen neue Papiere mit einer Laufzeit zwischen 15 und 30 Jahren umtauschen. Laut Beschluss vom Euro-Gipfel am 21. Juli und nach Angaben des Internationalen Bankenverbandes IIF soll dabei der Wertverlust der griechischen Anleihen im Portfolio der Kreditinstitute 21 Prozent betragen.

Die britische Bank Barclays geht in einer am Mittwoch präsentierten Studie allerdings davon aus, dass der durchschnittliche Verlust bei den einbezogenen Papieren nicht höher als fünf bis maximal zehn Prozent sein wird. "Im Endeffekt wäre das ein sehr guter Deal für Banken", meint Cagdas Aksu von Barclays Capital.

Unterschied im Detail

Der Unterschied bei den Berechnungen kommt daher, dass die Analysten von Barclays sich den Wertverlust ausgehend von den aktuellen Marktpreisen griechischer Anleihen ansehen. Die Berechnungen des IIF stützen sich dagegen auf den festen Nominalwert der Anleihe - das ist der Betrag, den der Investor am Ende der Laufzeit tatsächlich als Zahlung zurückerhält.

Einige Institute könnten laut Barclays im Vergleich zu aktuellen Marktwerten sogar sehr gut aussteigen.

"Diese Berechnungen sind allerdings großen Unsicherheiten ausgesetzt, weil sich die Marktpreise und Zinsen laufend ändern", erklärt allerdings Tim Brunne, Analyst von der UniCredit. So oder so: "Zu glauben, die Bankenbeteiligung bringt eine Erleichterung für Griechenland, ist falsch. Im Grunde geht es bei dem gesamten Paket darum, private Investoren mit an Bord zu halten, damit sie nicht ihre gesamten griechischen Papiere verkaufen und der Steuerzahler das gesamte Risiko trägt. Das kostet eben etwas."

Banken, Versicherungen und Hedgefonds haben gemäß der Frist des griechischen Finanzministeriums jedenfalls noch bis Freitag Zeit, um zu deklarieren, ob sie beim Anleihentausch mitziehen wollen.

Athen hat die Latte jedenfalls hoch gelegt und fordert eine Beteiligung von 90 Prozent ein. Griechische Medien berichteten am vergangenen Freitag, dass die Beteiligung derzeit bei lediglich rund 70 Prozent liegt. Insgesamt möchte die griechische Regierung, dass Anleihen im Wert von 135 Milliarden Euro in den Tausch einbezogen werden. (András Szigetvari, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8.9.2011)