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Hoffer schaut sich Korkmaz näher an.

Foto: APA/Pfarrhofer

Wien - Im Grunde genommen findet die Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine statt. Aber ohne Österreich. Im Grunde genommen war das zu erwarten. Ein glückliches 0:0 am Dienstagabend im Happel-Stadion gegen die Türkei konnte nicht reichen. Es hätte ein Sieg mit drei Toren Unterschied werden müssen, um die Chance auf den zweiten Gruppenplatz zu wahren. Aber davon war man ungefähr soweit weg wie die Bundesbahn von schwarzen Zahlen.

Somit ist die Ära von Teamchef Dietmar Constantini aller Wahrscheinlichkeit nach zu Ende. Vor dem 31. Dezember. Heute, Mittwoch, steht ein gemeinsames Frühstück mit ÖFB-Präsident Leo Windtner an. Da werden dann die Formalitäten geklärt. Die Qualifikation wird natürlich im Oktober fertig gespielt, das ist man sich selbst, Aserbaidschan und Kasachstan schuldig. Sportdirektor Willi Ruttensteiner könnte interimistisch übernehmen. Und was sagte Constantini nach dem 0:0? "Die Leistung war in Ordnung. Es liegt am Präsidenten, was jetzt passiert. Wir haben viel zu wenig Punkte gemacht."

Um den Humor vom 2:6 in Gelsenkirchen nicht zu erreichen oder gar zu übertreffen, wurde die Mannschaft mit zwei neuen Spielern aufgefrischt. Der gesperrt gewesene Paul Scharner rückte ins defensive Mittelfeld, der Austrianer Pascal Grünwald ersetzte Christian Gratzei im Tor. Denn wer gegen Deutschland sechs Tore kassiert, strotzt nicht gerade vor Selbstvertrauen. Der 28-jährige Grünwald debütierte. Aus der Startelf flog Florian Klein. Ekrem Dag wechselte an die rechte Seite der Viererkette. David Alaba spielte nicht zentral im Mittelfeld, sondern links unmittelbar vor Kapitän Christian Fuchs. Bei Marc Janko gab es keinen Positionswechsel, er saß wieder auf der Tribüne.

Fuchs hatte im Namen der Mannschaft versprochen, man werde sich den Allerwertesten aufreißen. Und sie rissen ihn auf. Es sah durchaus geordnet aus, was die Österreicher zeigten. Das war kein aufgescheuchter Hühnerhaufen, Positionen wurden eingehalten, Zweikämpfe gefunden. Man versuchte mit der notwendigen Vorsicht, die Türkei unter Druck zu setzten. Chancen wurden kreiert, der dynamische Alaba ist in der Tat ein brillanter Fußballer. Auch Scharner war eine Bereicherung. Und Marko Arnautovic ist Marko Arnautovic. Auf dem Feld ist er witziger als in der Kabine. Glanzparaden konnte sich der türkische Goalie Volkan Demirel trotzdem sparen. Grünwald war vor der Pause unterbeschäftigt.

Perverserweise war die Türkei dem Führungstor näher, ein Kopfball von Burak Yilmaz verfehlte das Ziel knapp (24.). Fazit der ersten Halbzeit: Es war zwar kein Feuerwerk der Österreicher, aber eine akzeptable Vorstellung. Bescheidenheit ist eine Zier, wer nichts erwartet, wird selten enttäuscht. Die 47.500 Zuschauer im ausverkauften Happel-Stadion applaudierten höflich. Zumindest die Hälfte davon, der Rest war den Gästen zugetan. Die Türkei hinterließ keinen nachhaltigen Eindruck. Der niederländische Teamchef Guus Hiddink hat keine Jahrhundertmannschaft zur Verfügung. Zudem hat die Liga noch nicht begonnen, das Land steckt im Manipulationssumpf, Funktionäre füllen Istanbuler Gefängnisse, Fenerbahce wurde aus der Champions League geschmissen.

In der zweiten Halbzeit verlor das ÖFB-Team Konzentration, Konzept, Phantasie, Ordnung und Übersicht, die Zahl der Fehlpässe wuchs ins Unendliche. Dank gebührte Umut Bulut, der den Ball völlig freistehend übers Tor fetzte (54.). Erwin Hoffer kam für Royer (67.), Constantini wollte offensichtlich die Gefahr erhöhen. Eine Minute später köpfelte allerdings Burak Yilmaz an die Latte, im Gegenstoß scheiterte Arnautovic relativ knapp. Martin Harnik schoss ein Abseitstor (84.). Zählte natürlich nicht. 90. Minute: Grünwald foult den durchbrechenden Burak Yilmaz und hält den Elfmeter von Arda Turan. Wenigstens sein Debüt ist gelungen. Aus. Vorbei. Schade. Gottseidank. (Christian Hackl; DER STANDARD Printausgabe; 7. September 2011)

Fußball-EM-Qualifikation - Gruppe A:

Österreich - Türkei 0:0. Wien, Ernst-Happel-Stadion, 47.500 (ausverkauft), SR Undiano Mallenco/ESP.

Österreich: P. Grünwald - Dag, Schiemer, Pogatetz, Fuchs - Scharner, Baumgartlinger - Royer (67. Hoffer), Harnik, Alaba - Arnautovic (93. Maierhofer)

Türkei: Demirel - Sarioglu, Servet, E. Korkmaz, Balta - S. Sahin, Topal - B. Yilmaz (93. Töre), Kurtulus,Turan - Bulut

Gelbe Karten: Keine bzw. Kurtulis, Yilmaz Die Besten: Alaba, Pogatetz bzw. Turan, Sahin

Anmerkung: Turan scheitert mit Elfmeter an Grünwald (91.)