Wien - Vor den sogenannten Rad-Rowdys, gegen die Kronen Zeitung und ÖVP Wien seit Wochen mobilmachen, müssen sich Fußgänger wesentlich weniger fürchten als vor Autofahrern. Das belegt eine Studie der Magistratsabteilung 46 (Verkehrsorganisation). Demnach waren bei 75 Prozent der Fußgängerunfälle in den letzten zehn Jahren Pkws beteiligt, bei sieben Prozent Straßenbahnen und bei nur fünf Prozent Radfahrer.
Für Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou ein Beweis dafür, dass das Hauptaugenmerk bei der Unfallvermeidung auf dem motorisierten Individualverkehr liegen muss. "Das Tempo 30 in Wohngebieten wäre ein sehr sinnvoller Weg, die Verkehrssicherheit zu erhöhen", sagt die Grün-Politikerin, die vor einigen Wochen selbst in der Krone gegen Gehsteig-Radfahrer wetterte und nun eine Benimm-Fibel für alle Verkehrsteilnehmer herausbringen will.
Der Vorwurf, dass zwischen Fußgängern und Radlern besonders viel passiert, lässt sich anhand der Unfallzahlen jedenfalls nicht nachvollziehen. Im schwarzen Innenministerium sieht man das anders: Die Wiener Polizei führt seit kurzem eine ganze Reihe von Schwerpunktaktionen gegen Radfahrer durch.
Insgesamt hat die Zahl der Unfälle mit Fußgängern leicht abgenommen. 2004 wurden 1259 Unfälle mit Personenschaden gezählt (davon verunglückten 27 tödlich), 2010 waren es 1079 (davon starben 21). Mehr als ein Drittel passiert auf Schutzwegen - und da vor allem auf mit Ampeln gesicherten Zebrastreifen. Heute ist man in Wien zu Fuß aber wesentlich sicherer unterwegs als in den Achtzigern: 1983 verletzten sich doppelt so viele Fußgänger wie 2010.
Dabei sind vor allem Kinder etwas weniger gefährdet: In den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der Unfälle mit Kindern um 30 Prozent reduziert.(Martina Stemmer, DER STANDARD; Printausgabe, 6.9.2011)