Algier - Die Kämpfer der neuen Führung in Libyen machen nach Angaben eines Tuareg-Vertreters regelrecht Jagd auf Angehörige des Nomadenvolks. "Die Situation ist katastrophal, die Tuareg in Libyen werden von den libyschen Rebellen gejagt, die sie für Gaddafi-Anhänger halten", sagte der Vertreter der Koordinierung der Tuareg in Libyen, Ishak Ag Hassini, der algerischen Zeitung "Al Khabar" vom Sonntag. Er sprach dabei von "Massenmorden und Liquidationen".

"Einige Tuareg haben Gaddafi unterstützt, aber nicht alle", sagte Ag Hassini. Algerien müsse seine Grenzen zu Libyen öffnen, um den Tuareg eine Flucht zu ermöglichen. Auch die Vereinten Nationen und Hilfsorganisationen müssten den Tuareg helfen. Medienberichten zufolge hat Algerien seine Grenze zu Libyen geschlossen, nachdem mehrere Familienmitglieder Gaddafis in das Land eingereist waren. Viele Tuareg standen während der Herrschaft Gaddafis hinter dem Machthaber, da er das Nomadenvolk begünstigte. In Libyen, im Niger, in Mali, Algerien und Burkina Faso leben insgesamt rund 1,5 Millionen Tuareg.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat bereits vor dem "großen Risiko" für diejenigen Menschen in Libyen gewarnt, denen vorgeworfen wird, für den langjährigen Machthaber Muammar al-Gaddafi gekämpft zu haben. Besonders gefährdet seien Schwarzafrikaner. Gaddafi hatte beim Kampf gegen die Aufständischen afrikanische Söldner angeheuert. Auch zahlreiche Tuareg aus an Libyen angrenzenden Ländern kämpften für Gaddafi.

Der Nationale Übergangsrat hat seine Kämpfer aufgefordert, auf Racheakte gegen Gaddafi-Anhänger zu verzichten. Auch die EU hat zur Einhaltung der Menschenrechte in Libyen aufgerufen. (APA)