Mit GNOME 3.2 bekommt der Desktop einen neuen Login-Dialog auf Basis der GNOME-Shell. Fehlt die nötige Hardwarebeschleunigung wird der bisher gewohnte Look dargestellt.

Screenshot: Andreas Proschofsky

GNOME Contacts führt Adressbücher aus verschiedenen Quellen zusammen, vom Evolution über Empathy bis zu GMail.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Die Kontakte können zudem über eine Suche in der Shell aufgespürt werden.

Grafik: GNOME

Das "Device Hotplugging" übernimmt nun die Shell selbst.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Optional gibt es eine Bildschirmtastatur, die sich wohl vor allem für Touchscreen-Geräte als nützlich erweisen könnte.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Das User Menu wurde umgestaltet und bringt nun einen eigenen Knopf zum Ein- und Ausschalten der Anzeige von Benachrichtigungen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Sushi erweist sich als File Previewer für Dateien aller Art, wer will kann sich hier ruhig auch ganze Filme ansehen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Neben der hellen gibt es nun auch eine dunkle Variante des Default-Themes Adwaita. Anwendungen können diese gezielt anfordern, das Fensterrahmen-Theme wird dabei automatisch mit angepasst.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Auch wenn das Theme auf den ersten Blick wieder zu erkennen ist, wurden doch viele Detailanpassungen vorgenommen, vor allem verbraucht es deutlich weniger Platz. Im Bild der Vergleich zwischen der Version 3.0.0 (links) und 3.2.0. [Die unterschiedliche lange Seitenspalten des Dateimanagers, die aus der verschiedenen Anzahl an Einträgen resultiert bitte zu ignorieren, Anm.] Zu den Details siehe den Artikeltext.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Mit den GNOME Online Accounts gibt es eine zentrale Anbindung an Webservices, derzeit noch auf Google-Angebote beschränkt.

Screenshot: Andreas Proschofsky

GNOME Document ist als Vorschau enthalten und noch nicht ganz fertig. Die Mischung von lokalen und bei Google Docs gelagerten Dokument funktioniert aber schon einwandfrei, die Darstellung erfolgt chronologisch.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Der Webbrowser Epiphany kann nun Web-Apps erstellen, diese werden dann auch direkt in der GNOME Shell neben lokalen Anwendungen gelistet.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Solch eine Web App kommt ganz ohne Navigationselemente aus, externe Links werden immer in einem neuen Browserfenster geöffnet, dies wohl auch aus Sicherheitsgründen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Über about:applications können die Web-Apps verwaltet werden.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Bei den Einstellungen neu ist ein Tool für Wacom Graphics Tablets.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Die Tools für das Farbmanagement bieten nun erheblich mehr Informationen - und auch Beispielbilder.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Beim Öffnen von Dateien werden nun zunächst die zuletzt benutzen Files angeboten.

Screenshot: Andreas Proschofsky

GTK+ kann mit einem neuen Schriftenauswahldialog aufwarten.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Künftig soll es einfacher werden GNOME-Shell-Erweiterungen zu installieren, die zugehörige Webseite befindet sich derzeit aber noch im Aufbau.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Mit GNOME 3.0 hat das hinter dem Linux-Desktop stehende Projekt Anfang April eine grundlegend überarbeitete und in vielen Punkten neu gestaltete Version der eigenen Software zum Download gestellt. Mit der GNOME Shell ersetzt man die gewohnte User Experience, auch zahlreiche anderer Anwendungen und Konzepte wurden dazu passend umgebaut. Dabei solle man allerdings nicht vergessen, dass es sich bei GNOME 3.0 lediglich um die erste stabile Release handle, bei der entsprechend noch so manches Konzept nicht vollständig umgesetzt sei, appellierte GNOME-Designer William Jon McCann unlängst im Interview mit dem WebStandard.

GNOME 3.2

Mit der Veröffentlichung von GNOME 3.2 gibt es nun das erste große Update - und tatsächlich bringt dies nicht nur jede Menge Feinschliff sondern auch neue Funktionen und Anwendungen für den Desktop. Recht sichtbar wird dabei auch die neue Herangehensweise an die Weiterentwicklung des Desktops: Statt als eine mehr oder weniger lose Sammlung von unterschiedlichen Programmen versucht man den Desktop zunehmend als Ganzes zu sehen. Entsprechend entscheidet man in den Entwicklungsphase auch nicht mehr über die Aufnahme einzelner Programme sondern diskutiert über einzelne "Feature-Vorschläge", die noch dazu zunehmend vom Design-Team mit entsprechenden Entwürfen begleitet werden.

Kontaktfreudig

Ein gutes Beispiel hierfür ist die Aufnahme einer eigenen Adressbuch-Anwendung: GNOME Contacts führt die eigenen Kontakte aus unterschiedliche Quellen (Mail, Instant Messaging, Google-Adressbuch) in einem übersichtlichen Interface zusammen. Diese lassen sich natürlich editieren und mehrere Einträge zu einer lokalen Persona zusammenführen. Außerdem gibt es neben den Informationen Knöpfe um direkt ein Mail zu verschicken, einen Chat zu beginnen oder die angegebene Adresse in die Zwischenablage zu kopieren. Der aktuelle Online-Status wird - bei aktiviertem Instant-Messaging-Zugang - ebenfalls dargestellt.

Wer suchet...

Darüber hinaus verknüpft man diese Informationen aber auch gleich mit der GNOME Shell, sodass über deren Suche nun auch Kontakte aufgespürt werden können. Dabei wird auch an dieser Stelle gleich der Online-Status dargestellt. Die am Rande erwähnte Google-Anbindung übernimmt ein weiteres neues Puzzlestück in der GNOME3-Plattform: Die GNOME Online Accounts sollen künftig desktopweit den Zugang zu diversen Webservices bereit stellen.

Online

Derzeit funktioniert dies ausschließlich mit Google-Accounts, aufgrund von API-Zugriffsbeschränkungen sind die eigentlich schon inkludierten Anbindungen an Twitter, Facebook und Yahoo von Haus aus deaktiviert. Über ein neues Einstellungs-Tool kann der GNOME für den Zugriff auf Mail, Kalender, Kontakte, Chat und Dokument autorisiert werden - alles auch einzeln auf Wunsch abwählbar. Neben den GNOME Contacts nutzen derzeit auch bereits der Mail-Client Evolution und der Instant Messenger Empathy diesen Mechanismus, absehbar ist aber, dass diese Komponente in Zukunft eine zentrale Rolle in der nahtlosen Verbindung von online und lokal gespeicherten Daten spielen wird.

GNOME Documents

Ein erstes Beispiel für eine entsprechend zugeschnittene Anwendung liefert man denn auch mit GNOME 3.2 gleich mit - wenn auch explizit noch als "Preview" gekennzeichnet, da sie noch nicht vollständig fertig implementiert wurde. GNOME Documents listet die zuletzt erstellten Dokumente auf - und das unabhängig davon, ob sie lokal oder bei Google Docs zu finden sind. Dabei stehen sowohl eine Gitter- als auch eine Listenansicht zur Verfügung, die Dokumente können auch gleich direkt in der Anwendung betrachtet werden. Es ist möglich Favoriten zu definieren, die dann in einer eigenen Ansicht auf Dauer sichtbar bleiben, auch geteilt bearbeitete Dokumente sind separat ausgewiesen. Per Doppelklick geht es vom Preview in ein Vollbildschirmansicht, eine Suchfunktion darf natürlich ebenfalls nicht fehlen.
Ein technisches Detail am Rande: Als lokales Backend verwendet GNOME Documents die Desktop-Suche Tracker, womit diese nach mehrfacher Ablehnung in der Vergangenheit nun doch noch den offiziellen Einzug in den Desktop schafft.

Shell++

Als zentraler Bestandteil der User Experience kommt der GNOME Shell im Desktop natürlich eine besondere Bedeutung zu, entsprechend umfangreich lesen sich bei dieser auch die mit GNOME 3.2 vorgenommenen Änderungen. So wird nun das "Hotplugging" direkt von der Shell selbst übernommen, wird ein externer Datenträger verbunden, blendet die Shell eine Benachrichtigung am unteren Bildschirmrand ein, über die dann - je nach Inhalt - weitere Aktionen aufgerufen werden können. Also etwas das Anzeigen des Inhalts im Dateimanager oder das Öffnen mit einer Musik- oder Bilderverwaltung. All dies wurde bislang über den Dateimanager per Popup-Fenster abgewickelt, der neue Ansatz birgt aber diverse Vorteile. So ist eine Shell-Benachrichtigung immer im Vordergrund und wird auf allen Workspaces angezeigt. Zudem wird für externe Datenträger ein Icon im versteckten Benachrichtigungsbereich platziert, über das immer rasch das Auswerfen möglich ist. Bevor hier Unklarheiten entstehen: Im Dateimanager sind Eject und Co. aber natürlich weiterhin genauso verfügbar.

Tastatur

Ebenfalls neu hinzugekommen ist eine On-Screen-Tastatur, die künftig nicht zuletzt für Geräte mit Touchscreen zum Einsatz kommen soll (auch wenn man für deren vollständige Unterstützung noch einige technische Hürden überspringen muss). Benachrichtigungen ein und derselben Anwendung werden nun "gestapelt", mit einer kleinen Grafik wird angezeigt, wie viele sich bereits angesammelt haben. Außerdem ist es jetzt möglich Cover Art oder andere Bilder in Benachrichtigungen darzustellen.

Erweiterbar

Das Erweiterungssystem wurde in seinen Fähigkeiten deutlich ausgebaut, dies gilt auch für den Bereich Theming. Zudem können Erweiterungen jetzt "live" (de)aktiviert werden, Probleme sollen verhindert werden, indem Erweiterungen angeben müssen, welche GNOME-Shell-Version sie unterstützen. Kommt es trotzdem einmal beim Login zu einem Fehler, bietet der für solche Fälle vorgesehene "Fail Whale" (eigentlich: "Computer") die Möglichkeit Erweiterungen einzeln zu deaktivieren.

extensions.gnome.org

Für die Zukunft will man außerdem die Installation von Erweiterungen erheblich vereinfachen. Zu diesem Zweck wird die GNOME Shell nun mit einem Browser-Plugin ausgeliefert, das die Installation von Erweiterungen direkt aus dem Browser heraus erlaubt. Parallel dazu ist eine eigene Erweiterungsseite auf der GNOME-Webpage geplant, auf die EntwicklerInnen ihrer eigenen Modifikationen hochladen können. Diese ist aber nicht rechtzeitig fertig geworden, insofern heißt es noch etwas warten, bis sich das Ganze auch aktiv nutzen lässt.

Anpassungen

Eine kleine konzeptionelle Änderung ist, dass der Workspace-Switcher in der Activities-Ansicht jetzt immer zur Gänze angezeigt wird, das Einblenden bei Bedarf habe sich als zu "unruhig" herausgestellt, argumentiert man für diesen Wechsel. Ein nettes Detail für jene, die Tastatursteuerung bevorzugen: Mit Ctrl+Return lässt sich im Activities Overview ein neues Fenster der gerade angewählten Anwendung öffnen - und zwar unabhängig davon, ob bereits eine Instanz des betreffenden Programms läuft oder nicht. Ansonsten führt ein zweiter Programmaufruf ja zum ursprünglichen Fenster.

Performance

Der Verbesserung der Performance hat man sich in mehreren Bereichen gewidmet, Änderungen am Fenstermanger "Mutter" sollen dafür sorgen, dass alles etwas "sanfter" läuft. Dazu kommt, dass Mutter nun - wie andere Fenstermanager auch - bei Fullscreen-Anwendungen das für die Desktop-Effekte nötige Compositing umgeht. Davon profitieren vor allem Spiele und andere 3D-Anwendungen, die bislang typischerweise gewisse Leistungseinbußen hinnehmen müssen. Außerdem hat man die Wellen-Animation beim Auslösen der "Hot Corner" links oben vereinfacht, diese hatte nicht zuletzt bei Nvidia-Grafikkarten zu sichtbaren Hängern geführt. Deutlich wahrnehmbar ist die Beschleunigung der Suchfunktion bzw. die live angepasste Darstellung der Ergebnisse während des Tippens.

Look

Die anhaltenden Bestrebungen zum optischen Feinschliff zeigen bei GNOME 3.2 in vielerlei Hinsicht ihre Auswirkungen: So wurden am Desktop-Theme zahlreiche kleine Anpassungen vorgenommen, die nicht immer auf den ersten Blick auffallen, in ihrer Gesamtheit aber einen deutlich "runderen" Look abgeben. Viele Interface-Elemente präsentieren sich jetzt "schlanker, die Fensterschatten wurden etwas zurückgenommen, die Menü-Highlights kommen nun ohne Rahmen aus, das Texteingabefeld wirkt durch einen leichten Verlauf im Hintergrund plastischer. Die Umrandung des gerade ausgewählten Eingabefelds wird nur mehr bei Tastatursteuerung dargestellt, der Fensterrahmen geht auch im inaktiven Zustand eines Fensters nahtlos in das restliche Interface über. Und für Fans des besonderen Details: Die Fensterrundungen verwenden nun richtiges Anti-Aliasing, wirken also "weicher", zudem funktioniert bei GNOME Terminal-Fenstern die Semitransparenz wieder.

Usability

Bei der GNOME Shell hat man ebenfalls am Aussehen der Menüs gearbeitet, und einige Detailanpassungen im Farbschema und bei den Rahmen vorgenommen. Der Usability zuträglich ist, dass alle Fenster nun einen zusätzlichen, etwas breiteren aber unsichtbaren Rahmen aufweisen. Damit wird das Vergrößern und Verkleinern erheblich einfacher, bisher konnte das schon mal zu einer unfreiwilligen Übung in Sachen Feinmotorik ausarten.

Es wird dunkel

Ein optisches Highlight hatte man eigentlich schon für GNOME 3.0 vorgesehen - und dann in letzter Minute wieder zurückgenommen: Programme können nun eine neue, dunkle Variante des Desktop-Themes anfordern, dies gleich samt den passenden Fensterrahmen. Gedacht ist das vor allem für Anwendungen, bei denen helle Elemente die Farbdarstellung des eigentlichen Inhalts beeinflussen würden, also von der Fotoverwaltung über die Bildbearbeitung bis zum Videoplayer.

User Menu

Doch noch mal zurück zur GNOME Shell: Dort hat man nämlich auch das User Menu umgestaltet: Auffällig ist, dass die Avatar-Grafik nun an dieser Stelle dargestellt wird, auch der Zugriff auf die Online-Account-Einstellungen wird extra hervorgehoben. Zudem gibt es nun einen neuen Schalter namens "Notifications", damit lassen sich Benachrichtigungen (fast) aller Art deaktivieren. Das ging eigentlich schon jetzt über das Setzen des "Busy"-Status, allerdings haben bislang die wenigsten UserInnen diese Zusammenhang entdeckt, so die Argumentation für die prominentere Platzierung. Setzt man den Status jetzt auf "Aktiv" wird man übrigens automatisch mit dem eigenen Instant-Messenger-Account verbunden. Der Chat-Client Empathy muss zu diesem Zweck also nicht länger im Hintergrund laufen, die Shell beinhaltet mittlerweile all die nötigen Funktionen selbst. Auch sonst wurde die eingebaute Chat-Unterstützung der GNOME Shell erheblich erweitert, etwa indem man Audio/Video-Anrufe oder Gruppen-Chats annehmen kann.

Empathy

Wer etwas mehr Funktionalität will, kann aber natürlich auch weiterhin den eigentlich für diese Aufgaben ersonnenen Empathy benutzen, der selbst einige Neuerungen erfahren hat. Dazu gehört ein von Grund auf neu designtes Log-Interface, in dem neben Chats jetzt auch Anrufe aufgelistet werden. Es gibt neue Status-Icons, dank fixer Pulseaudio-Anbindung gibt es Echo-Unterdrückung für Anrufe und der eigene Avatar kann direkt von der Webcam aufgenommen werden. Neben der Erweiterung des Adium-Theme-Supports - samt einer Voransicht in den Einstellungen - gibt es auch ein experimentelles, neues Interface für Audio/Video-Calls. Dies wurde von Intel-Designer Nick Richards erdacht, basiert auf der 3D-Bibliothek Clutter und bringt diverse zusätzliche Möglichkeiten. So können etwa Webcam und Mikrofon während einem Anruf gewechselt werden, die Miniaturvorschau auf das eigene Bild kann an verschiedenen Orten platziert werden. Für die Zukunft plant man zudem noch die Unterstützung von Video-Effekten.

Login

Der Login-Manager GDM bedient sich nun der GNOME Shell - und erstrahlt jetzt auch in deren Design, was sich nicht zuletzt durch dezente Übergangsanimationen bemerkbar macht. Im Vergleich zur letzten Release hat sich beim Dateimanager Nautilus relativ wenig getan - ein paar kleinere optische Umbauten und die Möglichkeit eingehängte Verzeichnisse über das Kontextmenü als Bookmark abzuspeichern waren dann auch schon die Highlights. Dafür hat Nautilus einen neuen Kompagnon zur Seite gestellt bekommen: Hinter dem Namen Sushi verbirgt sich ein Preview-Tool ähnlich Apples Quicklook.

Sushi

Ein Druck auf die Leertaste öffnet die Vorschau zur gerade ausgewählten Datei. Sushi kann mit Bildern und Musik (samt der automatischen Suche nach Cover Art) ebenso umgehen wie mit Videos und Dokumenten aller Art. Ob PDFs, Comic-Bücher oder HTML-Dateien, alles wird als Vorschau präsentiert, Code - etwa PHP-Dateien - sogar mit Syntax Highlighting. Das Interface von Sushi ist bewusst minimalistisch gehalten, immerhin gibt es aber Steuerungslemente und einen Knopf zum Wechsel in den Fullscreen-Modus. Ist einmal keine Vorschau möglich, werden statt dessen die wichtigsten Infos über das ausgewählte Objekt angezeigt, bei Verzeichnissen wäre dies beispielsweise die Gesamtgröße der Inhalte.

Web-Anwendungen

Leicht übersehen wird der GNOME-eigene, Webkit-basierte Browser Epiphany, installiert ihn doch kaum eine Distribution von Haus aus. Dieser ermöglicht mit GNOME 3.2 nun das Abspeichern von Seiten als "Web Apps". Dabei wird automatisch ein Programmstarter samt Icon erstellt, womit die App künftig auch in der Liste der Programme der GNOME Shell auftaucht. Einmal gestartet kommen solche Web Apps ganz ohne Navigation aus, interessant ist dies also vornehmlich für fokussierte Anwendungen wie GMail oder Google Docs. Zudem lässt sich beim Epiphany nun auf Wunsch die Menüzeile ausblenden, um weiteren vertikalen Platz einzusparen, es werden an mehr Orten symbolische Icons verwendet und die Rechtschreibprüfung funktioniert wieder. Dazu kommen neue Info-Seiten wie about:plugins und about:memory, über about:applications können die Web-App-Einträge verwaltet werden.

Einstellungen

Weiter gebastelt hat man an den Einstellungstools des Desktops, allen voran das "Region"-Tool, wo sich nun auch die Formate für Zeitdarstellung, Währung und Co. separat angeben lassen. Auch können die lokalen Einstellungen auf das System übertragen werden - so das denn die jeweilige Distribution unterstützt. Ganz neu ist ein Dialog zur Konfiguration von Wacom Graphics Tablets, als Hintergründe werden wieder SVG-Dateien unterstützt, bei den Drucker- und Netzwerkeinstellungen hat man ebenfalls an den Details gearbeitet. Bei einigen Dialogen hat man damit begonnen Links auf andere Bereich des Kontrollzentrums zu setzen, wo dies Sinn macht. So verweist der Tastatur-Bereich nun auf die Layout-Settings, die eigentlich unter Lokalisierung zu finden sind.

Colord

Größere Umbauten gab es beim GNOME Color Manager, ein Großteil des Codes wurde in ein neues Projekts namens Colord verschoben. Erklärtes Ziel ist es dieses als Desktop-übergreifendes Farbmanagementsystem zu etablieren. Zusätzlich wurden aber auch die zugehörigen GNOME-Tools überarbeitet, so bietet beispielsweise der Color Profile Viewer jetzt wesentlich ausführlichere Informationen als bisher.

Vermischtes

Der Video-Player stützt sich per Plugin auf Grilo, ein Framework um Medien aus unterschiedlichsten Quellen aufzuspüren, darunter etwa Flickr, Vimeo, Youtube oder die Filmtrailer von Apple. Ebenfalls neue ist ein Plugin, mit dem sich Videos nach Belieben rotieren lassen, etwa um das falsche Halten eines Smartphones bei der Aufnahme rasch auszugleichen. Beim Remote-Desktop-Client Vinagre hat man das Interface erheblich vereinfacht und einigen nicht mehr benötigten Code entfernt. Das Desktop-Wiki Tomboy kann mit Add-ins zum Exportieren aller Notizen und für erweiterte Einstellungen aufwarten, beim Dokumentanzeiger Evince gibt es eigene Tastatur-Shortcuts für "best-fit" und "fit-to-width", der Mail-Client Evolution liefert ausführlichere Informationen in den Desktop-Benachrichtigungen. Zudem werden bei diesem jetzt auch Account-Bilder von Google-Kontakten automatisch übernommen. Der Bildbetrachter Eye of GNOME hat einen überarbeiteten Einstellungs-Dialog spendiert bekommen, das Fullscreen-Plugin - der Doppelklick auf das betreffende Bild wechselt die Ansicht - ist nun von Haus aus aktiviert. Desweiteren wurde der Umgang mit Zertifikaten, Schlüsseln und Smart-Cards verbessert, mit einem eigenen kleinen Anzeigeprogramm können die zugehörigen Informationen direkt aus dem Dateimanager heraus eingesehen werden.

Apple-Kontakt

Bessere Zusammenarbeit mit Apple-Rechnern im lokalen Netzwerk verspricht der Support für das Apple Filing Protocol (AFP) bei gvfs, wovon also der gesamte Desktop profitiert. Das Screenshot-Tool wurde ebenfalls überarbeitet, sodass nun automatisch allen Bildern im Dateinamen ein Zeitcode angefügt wird. Zudem leuchtet jener Teil des Bilds der aufgenommen wird kurz auf, über einen Kommandozeilenparameter ist es möglich Screenshots gleich automatisch in die Zwischenablage zu verfrachten (anstatt einen Auswahldialog zu zeigen).

GTK+

Bleiben noch die Änderungen an den dem GNOME zugrunde liegenden Technologien: Das Toolkit GTK+ erfreut sich in der Version 3.2 erheblich erweiterter Theming-Möglichkeiten sowie eines neuen Dialogs zur Schriftenauswahl. Der File Selector wurde ebenfalls - einmal mehr - umgestaltet, so werden beim Öffnen nun von Haus aus die zuletzt am System genutzten Dateien angezeigt. Beim Speichern präsentiert man hingegen die aktuell für solche Aufgaben eingesetzten Verzeichnisse. Mit beiden Anpassungen hofft man darauf, die Komplexitäten von klassischen Filesystemhierarchien etwas abmildern zu können. Darüber hinaus können hier ausgewählte Files nun in die Zwischenablage kopiert werden.

Dazu kommen noch zwei gänzlich neue Backends für GTK+, die allerdings beide noch als "experimentell" gekennzeichnet sind. Hinter "Broadway" verbirgt sich ein HTML5-Backend, das die Ausgabe von GTK+-Anwendungen in modernen Browsern ermöglicht, Websocket-Support vorausgesetzt. Damit lassen sich dann beliebige Anwendungen einfach über das Netz auf einem anderen Desktop nutzen, wie im oben stehenden Video demonstriert wird. Zusätzlich gibt es auch ein neues Backend für Wayland, den allerorten ersehnten Nachfolger für den klassischen X.org-Grafikserver.

Fazit / tl;dr

Gerade angesichts des relativ kurzen Entwicklungszeitraums von sechs Monaten bringt GNOME 3.2 also wieder recht umfangreiche Verbesserungen für den Desktop. Die Veröffentlichung von GNOME3 düfte also neuen Schwung in das Projekt gebracht aben, die Design-getriebene Entwicklung scheint sich - zumindest fürs Erste - ebenfalls zu bewähren. Insofern darf man auch schon auf das kommende GNOME 3.4 gespannt sein, mit dem man nicht zuletzt eines der letzten großen fehlenden Stücke im GNOME-Shell-Konzept nachreichen will: Die aktive Nutzung des bislang recht verwaist erscheinenden Application Menus (der Knopf rechts neben den Activities), sowie dazu passend die Einführung von Jumplists a la Windows 7.  Ansonsten will man ja künftig vor allem die Anwendungsentwicklung in den Vordergrund stellen, bleibt abzuwarten welchem der bereits als Design umrissenen Programmen man sich neben GNOME Documents zuwenden wird. Auf der Liste der vorgeschlagenen Features für GNOME 3.4 steht dabei "Boxes", eine Anwendung, die als einfaches Interface für Remote Desktops und virtuelle Maschinen gleichermaßen gedacht ist.

Download

GNOME 3.2 steht ab sofort in Form des Source Codes von der Seite des Projekts zum Download. Die neue Desktop-Version wird in den kommenden Generationen zahlreicher Distributionen landen, darunter etwa Fedora 16, Teile davon auch in Ubuntu 11.10, das aber wie gewohnt die GNOME Shell durch das eigene Unity ersetzt. Ein Live-Image zum Ausprobieren von GNOME 3.2 per CD oder USB-Stick soll in Kürze nachgeliefert werden. (, derStandard.at, 28.09.11)