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Die Banker unter Gottwald Kranebitter (im Bild) und Aufsichtsratschef Johannes Ditz sollen mittelfristig Kapitalkraft für die Bank sammeln.

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Wien - Schlechte Nachrichten für die verstaatlichte Hypo Alpe Adria. Sie braucht - auf mittlere Sicht und unter den derzeitigen Gegebenheiten - um rund 1,5 Milliarden Euro mehr Eigenkapital. Zu dieser Ansicht kommen die Bankenaufseher von Oesterreichischer Nationalbank (OeNB) und Finanzmarktaufsicht FMA. Sie führt seit längerem ein behördliches Verfahren, dessen erster Zwischenschritt - die Verständigung der Bank - am Donnerstag erfolgte. Die FMA stützt sich auf ein Gutachten, das die OeNB in ihrem Auftrag erstattet hat.

Das Verfahren läuft im Rahmen der neuen europäischen Aufsichtsarchitektur, in der grenzüberschreitend tätige Institute auf Herz und Seele abgeklopft werden. Im Kern geht es ums Eigenkapital - aber nicht nur um die Erfüllung der gesetzlichen Mindestquote, die die Hypo Alpe Adria erreicht. Im Fokus der Prüfer steht vielmehr die "zweite Eigenkapitalsäule", das sogenannte ökonomische Eigenkapital. In dessen Berechnung spielen alle möglichen Risken hinein, die sich aus den Märkten, dem Konjunkturumfeld und Geschäftsschwerpunkten der Institute ergeben.

Und diese Kapitalerfordernis erfüllt die Hypo in den Augen der Aufsicht derzeit nicht, sie könne im Ernstfall nicht alle Risiken tragen. Zwar hat die Kärntner Skandalbank, die vor allem in Südosteuropa tätig ist und sich dort auf Immobilienprojekte konzentriert hat, hohe Risikovorsorgen gebildet. Die Notenbanker halten es in ihrem Gutachten nun aber offenbar für möglich, dass höhere Ausfälle in den schwachen Regionen schlagend werden könnten. In diesem - derzeit theoretischen - Fall würde das Eigenkapital der ertragsschwachen Bank für die Verlustabdeckung bei weitem nicht reichen.

Um vorzubeugen, sollen Bankchef Gottwald Kranebitter und Aufsichtsratschef Johannes Ditz bis Ende März 2012 mittelfristig Kapitalkraft für die Bank sammeln.

Nun ist die Hypo am Zug, sie wurde zur Stellungnahme eingeladen. Danach kommen noch die lokalen Aufsichtsbehörden (in sogenannten Supervisory Colleges) mit ihrer Expertise zu Wort. Erst dann zieht die FMA ihren Schlussstrich - und wird der Hypo vorschreiben, wie dick und wie rasch der zusätzliche Kapitalpolster (Capital Add On) ausgestopft werden muss.

Wie das geschehen soll, ist freilich noch Verhandlungssache. Denn nicht nur weitere Kapitaleinschüsse oder Haftungen von Eigentümer Staat (Steuerzahler) stehen als Werkzeuge zur Verfügung. Die Bank wird eher ihr Risiko nach unten schrauben, indem sie (wie derzeit schon geplant, aber kaum umgesetzt) Abverkäufe tätigt oder Kredit-Portfolios verkauft. Sie will die Kapitalerfordernisse "aus eigener Kraft" stemmen, indem sie sie vermindert.

Im Aufsichtsrat begegnet man den Begehrlichkeiten der Aufsicht mit wenig Verständnis, die Forderungen seien "hypertroph", die Risikoannahmen der Prüfer "überzogen". Auch die Stimmung Aufsicht-Finanzministerium ist unterkühlt, man fürchtet - wohl nicht zu Unrecht - politische Aufregungen, sollte die kostspielige Bank erneut Steuergeld brauchen.

Ein Sprecher des Finanzministeriums relativierte die neuen Eigenkapitalvorgaben auf Anfrage des Standard: "Man muss berücksichtigen, dass die Hypo keine Geschäftsbank, sondern eine Abwicklungsbank ist und der Staat als Eigentümer jederzeit Kapital einschießen könnte." Außerdem wolle man die Bank sowieso privatisieren, "wenn, dann sollen die Privaten Geld einschießen". (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2.9.2011)