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Wurde der italienische Präsident Silvio Berlusconi erpresst?

Foto: apa/Matteo Bazzi

Wurde Silvio Berlusconi erpresst, damit keine weiteren Eskapaden des italienischen Premiers mit Hostessen bekannt werden? Unter diesem Vorwurf wurden jedenfalls der Unternehmer Gianpaolo Tarantini und dessen Frau Angela am Donnerstag verhaftet. Tarantini, gegen den bereits sechs Gerichtsverfahren laufen, wurde zuletzt wegen Kokainbesitzes zu mehr als zwei Jahren Haft verurteilt. Der 36-Jährige hatte auch das Callgirl Patrizia D'Addario bezahlt, das 2008 eine Nacht in Berlusconis Villa in Rom verbracht hatte.

Der Premier hat die Überweisung von 500.000 Euro an Tarantini zugegeben: Er habe damit lediglich "einer in finanzielle Bedrängnis geratenen Familie helfen" wollen. Nach Ermittlungen der Staatsanwälte hat der Premier dem Unternehmer monatlich 20.000 Euro für die Begleichung von Anwaltskosten und für die Miete einer Wohnung gegeben.

Das Schwarzgeld sei dem gemeinsamen Freund Valter Lavitola ausgehändigt worden, der einen Teil davon in Uruguay investierte. Lavitola, für den es einen Haftbefehl gibt, ist auch in die Affäre um die Geheimloge P4 involviert.

Die laufenden Ermittlungen seien durch "gezielte Indiskretionen" beeinträchtigt worden, so die Staatsanwälte. In abgehörten Telefonaten mit Lavitola bestätigte Tarantino seine Absicht "Berlusconi in die Knie zu zwingen". Laut Staatsanwaltschaft habe der Premier gezahlt, weil er neue Sex-Enthüllungen befürchtete.(Gerhard Mumelter, DER STANDARD, Printausgabe, 2. September 2011)