Im Film "Up in the Air" fliegt George Clooney als Ryan Bingham, um die Welt um die Mitarbeiter verschiedenster Firmen zu feuern. Die Unternehmensvertreter wollen die schlechten Nachrichten nicht selbst überbringen und beauftragen daher Binghams Firma mit dem Prozedere. Eine Art von Lösung für eine unangenehme Aufgabe.

Mitarbeiter kündigen gehört naturgemäß auch im realen Arbeitsalltag nicht zu den Lieblingsaufgaben in Führungsjobs: "Trennungen sind ein Tabuthema", weiß Walter Reisenzein. Seine Beratungsfirma DBM hat Personalchefs von 600 Unternehmen in Österreich befragt, wie sie damit umgehen. Die Hauptstrategie laut der Studie ist Learning by Doing. Nur 18 Prozent der Firmen schulen Führungskräfte für solche Gespräche.

Hohe Fehlerquote

Freitagnachmittag, vor dem Urlaub oder beim Mittagessen - alles unpassende Situationen für eine Kündigung. Das sensible Terrain ist fehleranfällig. Reisenzein hat selbst erlebt, dass ein Konzernmanager in London einen Mitarbeiter in Griechenland per Telefon kündigte. Ein Fauxpas, genauso wie der Nachrichtenweg per Mail. "Die Betroffenen sind nicht nur über die Kündigung erschüttert, sondern mehr über das Wie", weiß der Berater. Als Konsequenz wollte der besagte Gekündigte dem ehemaligen Arbeitgeber schaden. Gestohlene Daten, Arbeitsgericht, schlechte Nachrede, das alles sei ihm schon untergekommen.

Wie erleben Gekündige solche Gespräche?

Wie sich Gekündigte fühlen, beschreibt Andreas Nentwich, der zwanzig Jahre als Führungskraft für die Markenartikelindustrie gearbeitet hat und Geschäftsführer eines internationalen Konzerns war, in seinem Buch "Rausfliegen mit Erfolg". Er reflektiert darin die Ergebnisse zahlreicher Tiefen-Interviews mit Betroffenen. Die ersten gedanklichen Reaktionen reichen von blankem Unverständnis, innerem Kampf, nackter Angst bis hin zum eher seltenen Gefühl der Freiheit. Grundsätzlich unterscheide man vier Reaktionstypen auf Kündigungen, meint Reisenzein: den Beherrschten, den Aggressiven, den Geschockten und den Verhandler.

Professionelle Vorgangsweise bei Trennungsgesprächen

Für Überbringer der schlechten Nachricht gibt es einige einfache Regeln. "Der Vorgesetzte soll vor allem gut vorbereitet sein, schnell zum Punkt kommen, über das Ausstiegspaket und über weitere Gesprächstermine informieren, sowie Zeit für Reaktionen und Fragen lassen", rät Reisenzein. Betroffene möchten lieber mit dem direkten Vorgesetzten sprechen, der Raum sollte von außen nicht einsehbar und störungsfrei sein. Nach spätesten drei Sätzen sollte klar sein, dass das Gespräch ein Kündigungsgespräch ist: keine Möglichkeitsform, keine komplizierten Erklärungen, kein Small Talk zum Einstieg. Für Details sollte ein zweiter Gesprächstermin einige Tage später vereinbart werden.

Hilfreich kann in manchen Fällen auch das externe Angebot einer Outplacement Beratung sein: Das scheidende Unternehmen finanziert dem Gekündigten eine gewisse Zeit lang einen professionellen Berater, der bei der Jobsuche zur Hand geht. Der Vorteil für den ehemaligen Arbeitgeber ist, den Imageverlust in Grenzen zu halten. Der Gekündigte auf der anderen Seite ist weniger gefährdet in ein Loch zu fallen. Allerdings kostet so ein Service auch einige tausend Euro. Ob mit oder ohne Outplacement - geht es ums Menschliche - hilft im Zweifelsfall auch ein Sprichwort auf die Sprünge: Man trifft sich im Leben immer zweimal. (mat, derStandard.at, 7.9.2011)