Der Standpunkt bestimmt die Perspektive: Kanzler Faymann und Vizekanzler Spindelegger.

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Wien - Gegen eine "echte Millionärssteuer" hätte er nichts, deponierte Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer im Neuen Volksblatt. Er fürchtet aber, "dass eine Vermögenssteuer immer bei denen landet, die fleißig gearbeitet und sich in 20, 30 Jahren mit viel Arbeit etwas geschaffen haben". Genau dagegen argumentiert der Kanzler: Nach den Plänen von Werner Faymann soll die Vermögenssteuer die echten Millionäre treffen, das ist etwa ein Prozent der Bevölkerung, insgesamt 80.000 bis 100.000 Menschen in Österreich. Bei diesen Millionären möchte Faymann einen Steuersatz von 0,3 bis 0,7 Prozent auf das Privatvermögen, also Geldvermögen und Immobilien, einheben. Das Ergebnis wären Einnahmen im Rahmen von 300 Millionen bis zwei Milliarden Euro im Jahr. Der Freibetrag von einer Million Euro soll sicherstellen, dass nicht der kleine Hausbesitzer betroffen wäre. Auch Eigenheime und Kunstgegenstände könnte man von der Steuer ausnehmen.

Als "Belastungskanzler" bezeichnete der freiheitliche Generalsekretär Herbert Kickl Faymann. Stefan Wallner, Bundesgeschäftsführer der Grünen, zweifelte wiederum an der Ernsthaftigkeit der Ansagen des Kanzlers und forderte die Einsetzung einer Steuerreformkommission. "Die Superreichen werden nicht ausreichend zur Kasse gebeten, denn Österreich ist europaweit Schlusslicht bei der Besteuerung von Vermögen, eine Steueroase für Superreiche", erklärte Wallner. BZÖ-Chef Josef Bucher ist strikt gegen Faymanns Steuerpläne: "Zusätzliche Steuereinnahmen in Milliardenhöhe bedeuten automatisch eine noch höhere Belastung für den Mittelstand."

Laut einer Studie der Liechtensteiner Investmentgesellschaft Valluga AG hat sich die Millionärsdichte in Österreich im vergangenen Jahr dank des Aufschwungs an den internationalen Börsen und der weltweiten Konjunktur deutlich erhöht. Die Zahl der Reichen stieg 2010 gegenüber dem Jahr davor um 7,2 Prozent oder 5000 auf 74.000 Personen. Das Vermögen der heimischen Reichen und Superreichen vermehrte sich um 9,5 Prozent auf den bisherigen Höchstwert von 230 Milliarden Euro, das macht durchschnittlich 3,1 Millionen Euro pro Kopf.

Allein die zehn reichsten Österreicher verfügen gemeinsam über insgesamt 63,5 Milliarden Euro. Als "superreich" gelten in Österreich laut Global Wealth Report der Boston Consulting Group 297 Haushalte. Das heißt, sie verwalten jeweils ein Vermögen von mehr als 100 Millionen Dollar (69,4 Millionen Euro). Damit befindet sich Österreich in Sachen Millionärsdichte an weltweit fünfter Stelle. (APA, völ, STANDARD-Printausgabe, 1.9.2011)