Just im Jahr der Kulturhauptstadt durfte journalistin quasi hautnah miterleben, wie es StipendiatInnen in der UN-Menschenrechtsstadt ergehen kann: der auf Einladung des Forum Stadtpark in Graz arbeitenden Londoner Künstlerin Jamika Ajalon wurde am Freitag Abend aufgrund ihrer Hautfarbe die Bedienung in einem Innenstadtlokal verwehrt.

"Wenn B'soffene einakummen ..."

Nach Besuch einer Finissage in der Galerie "ESC" in der Jakoministraße wollte Ajalon mit einer Grazerin noch auf ein Getränk in das benachbarte Lokal "chez heli" gehen, das sie an dem Abend bereits besucht hatte. Da hatte es noch keine Probleme gegeben.

Beim zweiten (versuchten) Besuch war dann auch der Wirt anwesend, der Ajalons Begleitung erklärte, dass die Zwei hier nichts zu trinken bekommen würden. Einer der anwesenden Gäste fühlte sich dann auch noch bemüßigt, "Go home, Michael Jackson!" herüberzurufen. "Ich glaube ja, dass die Leute gedacht haben, dass ich ein schwarzer Mann bin und mit einer blonden Frau hereinkomme", mutmaßt Ajalon. Wie sie dann bemerkt hätten, dass sie eine Frau sei, wurde dann auch gleich noch erfragt, ob sie denn eine Lesbe sei.

Alles auf Video...

Die Argumentationslinie von Seiten des Wirts änderte sich aber spätestens dann, als weitere Personen aus der Galerie dazu stießen, um sich die Sachlage noch mal genauer erklären zu lassen. Wenn Betrunkene in seine Bar kommen würden, würde er sie sowieso nicht bedienen. Was für bereits anwesende Gäste ja nicht zu gelten schien.

Auf Nachfrage erklärte er noch, dass da wer mit einer Bierflasche herein gekommen sei und überhaupt interessiere ihn die ganze Diskussion nicht. Und die Videokamera müsse ausgeschaltet werden, sonst ... Na ja, zumindest gibt es das alles auf Band.

Im Süden nichts Neues ...

Leider sind solche Vorkommnisse in Graz, das sich die erste UN-Menschenrechtsstadt nennen darf, nichts Neues. Immer wieder wird berichtet, dass etliche Lokale in der Grazer Innenstadt schwarzen MitbewohnerInnen die Bedienung oder den Eintritt verwehren. Klassische Ausreden sind "Geschlossene Gesellschaften" oder bereits überzogene Sperrstunden. Was dann aber für "weiße" GrazerInnen nicht zu gelten scheint.

Ihr sei so etwas noch nie passiert, auch wenn sie schon viel herumgekommen sei. Und die GrazerInnen seien eigentlich sehr nett und der Großteil der Leute hätte auch bislang kein Problem mit ihr gehabt, berichtet Ajalon. Müssten sie auch nicht, sondern nur mit ihrer eigenen überzogenen Angst vor allen, die nicht aussehen, wie Schneewittchen bei den sieben Zwergen. Zum Genieren.

(e_mu)