Vieles scheint in der katholischen Kirche in Stein gemeißelt - Änderungswünsche gibt es trotzdem.

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Linz/Wien - Als wäre der Druck des klerikalen Bodenpersonals noch nicht genug, regt sich jetzt auch verstärkt Unmut auf geistlicher Leitungsebene. Vor allem sind es die Äbte, die in zunehmender Sorge um die Einheit der Kirche, rasche Maßnahmen fordern.

So sind etwa dem Abt des Stiftes Schlägl, Martin Felhofer, Gespräche hinter verschlossenen Türen im Erzbischöflichen Palais entschieden zu wenig. Kardinal Christoph Schönborn hat ja die Pfarrer-Initiative rund um den ehemaligen Wiener Generalvikar Helmut Schüller nach deren "Aufruf zum Ungehorsam" zu sich zitiert. Dem ersten Gespräch soll nun im September ein zweiter Termin folgen. "Es ist zwar sicher gut und auch sinnvoll, wenn der Kardinal mit den Vertretern der Pfarrer-Initiative redet. Doch ich frage mich, ob damit eine Lösung gefunden werden kann. Die Fronten sind dermaßen verhärtet, da wird sich in so kleiner Runde wohl kaum etwas bewegen", gibt Felhofer im Gespräch mit dem Standard zu bedenken.

Der Abt des Prämonstratenser-Stiftes im oberen Mühlviertel sieht vielmehr die Notwendigkeit einer Neuauflage des "Dialoges für Österreich". Felhofer: "Es müssen jetzt alle an einen Tisch kommen: Bischöfe, Äbte, Ordensleute, Vertreter der Pfarrerinitiative. Das kann der Kardinal nicht mehr alleine lösen - da braucht es jetzt ein größeres Gremium. Ich war damals in Salzburg dabei, so etwas täte jetzt gut."

Als Reaktion auf die "Affäre Groër" im Jahre 1995 initiierten Laien das "Kirchen-Volksbegehren", das rund 500.000 Österreicher unterzeichneten. Als Antwort darauf riefen die (unter sich uneinigen) Bischöfe dann zum "Dialog für Österreich" auf, um Wege aus der Krise zu finden. Dieser fand dann im Oktober 1998 in Salzburg statt, bei dem 300 Delegierte verschiedenster katholischer Organisationen mit den Bischöfen diskutierten. Dabei wurde unter anderem mit Mehrheit für eine Weihe verheirateter Männer zum Priester und für den Diakonat von Frauen gestimmt. Diese Anliegen wurden zwar von den Bischöfen beim folgenden "Ad-limina-Besuch" in Rom an Papst Johannes Paul II. übergeben, geändert hat sich freilich nichts.

Mit den Anliegen der Pfarrer-Initiative hat Abt Martin kein Problem: "Man kann darüber diskutieren. Was mir aber gar nicht gefällt, ist das Wort 'Ungehorsam'."

Breites Pastoralgespräch

Die Notwendigkeit eines "Kirchengipfels" sieht auch Maximilian Fürnsinn, Probst des Augustinerstiftes Herzogenburg und Vorsitzender der Superioren-Konferenz in Österreich. Fürnsinn ruft in der Krone zu einem "breiten, intensiven Pastoralgespräch" auf. Es gebe Vorschläge der Pfarrerinitiative, die man "wirklich aufgreifen kann", so Fürnsinn. Für zumindest diskutierenswert hält der Probst etwa, auch Laien predigen und ältere, verheiratete Männer eine Messe gestalten zu lassen sowie wiederverheirateten Geschiedenen Sakramente zu spenden. (Markus Rohrhofer, STANDARD-Printausgabe, 30.8.2011)