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Die Uno arbeite unkoordiniert und ineffizient, lautet der Vorwurf der Experten.

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Die Vereinten Nationen im Überblick.

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Die Geschichte der Vereinten Nationen.

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Erbärmlich" ist kein sehr wissenschaftliches Wort. William Easterly benutze es in seinem neuesten Aufsatz trotzdem. Easterly ist Chef des Development Research Institutes an der University of New York und hat keine gute Meinung von einem seiner Forschungsobjekte: der UN-Entwicklungshilfe.

Easterly untersucht in seinem Text die Performance von staatlichen, internationalen und UN-Entwicklungshilfeorganisationen. Das Ergebnis: Manche sind gut, einige sind schlecht - mit Abstand am schlechtesten aber sind die UN-Organisationen.

Das "World Food Program" etwa leistete 2008 "erbärmliche" 30.000 Dollar Hilfe pro Mitarbeiter. Der Durchschnitt aller untersuchten Organisationen lag bei sechs Millionen. Die UNDP, das Flagschiff der UN-Entwicklungshilfearmada, gab ein Drittel mehr für Administration als für Hilfsleistungen aus und wird als "bemerkenswertes Beispiel" für intransparentes Arbeiten hervorgehoben.

Easterly räumt ein, zwar einige Kriterien, nicht aber die Effizienz der Hilfe der Organisationen untersucht zu haben. Zu dieser Frage äußerte sich im Juli der EU- Rechnungshof. Von 19 untersuchten Uno-Projekten in Afghanistan, Irak und Sudan wurde kein einziges als "erfolgreich" eingestuft. Fünf wiesen laut dem Bericht schwere Mängel auf, zwei waren gänzlich ungenügend, und nur zwei erreichten die Beurteilung "wirksam" . Was ist faul im Meta-Staat?

Die Uno ist einer der größten Entwicklungshilfeleister der Welt: 2008 gab sie 18,6 Mrd. Dollar (rund 12,8 Mrd. Euro) dafür aus, etwa 15 Prozent aller aufgebrachter Hilfsgelder. Nach Kenia, Äthiopien, Somalia, wo derzeit zwölf Millionen Menschen hungern, schickt sie jährlich Hilfe um mehr als einer Milliarde Dollar.

Im Jahr 2000 einigten sich die Mitglieder auf fünf Entwicklungsziele, die Millennium Goals, die sie bis 2015 erreichen möchten. 2011 sieht es so aus, als würde es gelingen, den Anteil an Menschen, die von weniger als einemDollar pro Tag leben, bis dahin auf 15 Prozent zu senken, die Kindersterblichkeit geht deutlich zurück, und die Anzahl der Kinder, die zumindest die Grundschule besuchen, steigt. Die Welt entwickelt sich - doch könnte sie es schneller und besser tun?

36 UN-Organisationen beschäftigen sich mit Entwicklungshilfe. Kritiker sind sich einig: Das ist zu viel. Das UN-System habe eine "fragmentierte Struktur, die von Doppelungen, Ineffizienz und Wettbewerb zwischen einzelnen Organisationen gekennzeichnet ist", schreibt das Deutsche Institut fürEntwicklungspolitik (DIE) in einer Analyse vom Juni 2011. So gibt es etwa gleichzeitig den International Fund for Agricultural Development, die Food and Agricultural Organisation und das World Food Program.

Nicht fit fürs 21. Jahrhundert

Das Problem ist nicht neu: Bereits 1997 versuchte KofiAnnan, damals Generalsekretär der Uno, die UN-Entwicklungshilfe effizienter zu machen und gründete die UN Development Group - als Dachverband aller beteiligten Unterorganisationen. 2007 wurde das "Delivering As One Program" gestartet, bei dem alle Entwicklungshilfsbemühungen in einem Land zusammengefasst werden sollen - mit einem Leiter, einem Büro und einem Budget. 17 Länder sind derzeit an dem Versuch beteiligt, im Herbst 2011 soll die Pilotphase beendet und die Ergebnisse ausgewertet werden.

Trotz "Delivering As One" sei eine UN-Entwicklungshilfe, "die fit für das 21. Jahrhundert ist, nicht in Sicht", schreibt das DIE. Zu unterschiedlich sind die Vorstellungen der beteiligten Länder darüber, wie Entwicklungshilfe organisiert sein soll, was sie erreichen soll - und wie sie Nehmern wie Gebern nutzen soll. Das größte Spenderland, die USA, geben etwa nur Nahrungsmittelhilfe, wenn diese bei amerikanischenFarmern gekauft wird.Wird fortgesetzt. (Tobias Müller, DER STANDARD; Printausgabe, 30.8.2011)