Die Aufregung um den Aufruf der Pfarrerinitiative erfordert eine Klarstellung:

Die "Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände" (AKV) gibt sich den Anschein, die katholischen Laien in diesem Land zu vertreten, und glaubt sich deshalb berechtigt, den Aufruf der Pfarrerinitiative zu kritisieren. Welche Gruppierungen dahinterstehen, kann man im Internet nachlesen. Hingegen ist die Mehrzahl der katholischen Laien entweder nicht organisiert, aber vielfach in Pfarren engagiert, oder kümmert sich in der Katholischen Aktion oder in den Reformbewegungen um ein zeitgemäßes Gesicht der Kirche. Wenn nun gar der "Aufruf zum Ungehorsam" als "klare Form von Gewalt" (der Standard, 26. 8. 2011) qualifiziert wird, kann man sich ausrechnen, was man in der AKV von Zivilcourage hält. Das ist in Bezug auf die Kirche bedauerlich, in Bezug auf die Politik sogar gefährlich.

Die gegenwärtigen Auseinandersetzungen führen dazu, dass da und dort das Gespenst einer Kirchenspaltung heraufbeschworen wird. Die Laieninitiative ist stets für den loyalen Widerstand innerhalb der Kirche eingetreten; Das bedeutet, dass unser Widerstand durchwegs die Absicht verfolgt, die Situation der Kirche zu verbessern und ihr Auftreten glaubwürdiger zu machen. Von einer möglichen Spaltung reden nur diejenigen, die schon seit Jahrzehnten jede Reform zu verhindern suchen und mit dieser Drohung die Angst vor dem notwendigen "aggiornamento" schüren.

Fast alles, was die Pfarrerinitiative fordert, ist längst Praxis. Daher ist die Laieninitiative dankbar, dass der "Aufruf zum Ungehorsam" endlich offen ausspricht, was die Bischöfe sehr genau wissen, worüber sie aber nicht zu reden bereit sind. Es muss endlich klargestellt werden, dass die Kirche die Gemeinschaft der Gläubigen ist und nicht zum Nutzen bischöflicher Befugnisse und Interessen erfunden wurde. (DER STANDARD, Printausgabe, 29.8.2011)