Santiago de Chile - In Chile ist bei den massiven Protesten gegen die Erziehungspolitik ein 16-jähriger Jugendlicher getötet worden. Zum Abschluss eines zweitägigen Generalstreiks war es in der Hauptstadt Santiago des Chile zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen. 153 Polizisten und 53 Zivilisten seien verletzt worden, teilte das Innenministerium am Freitag mit. 1.394 Personen wurden nach Angabe der Behörde festgenommen.

"Die Regierung erwartet, dass der Tod des jungen Mannes schnell aufgeklärt wird", sagte Vizeminister Rodrigo Ubilla. Manuel Gutierrez war im Stadtteil Macul an den Folgen eines Schusses in die Brust gestorben. Augenzeugen zufolge wurde der Jugendliche in der Brust getroffen, als er einen kleinen Übergang überquerte. Seine Familie machte die Polizei für den tödlichen Schuss verantwortlich.

Erste Meldungen hatten von einem 14-jährigen Toten berichtet. Die nächtlichen Krawalle konzentrierten sich auf die Vororte der Hauptstadt Santiago sowie die Umgebung von Universitäten. Dabei wurden auch brennende Barrikaden errichtet.

Chile müsse "traurig sein, weil wir nicht alle in der Lage waren, uns friedlich und geordnet zu verhalten, um die großen Probleme und Herausforderungen dieses Landes zu bewältigen", erklärte Ubilla. Am Donnerstag waren im ganzen Land rund 175.000 Menschen auf die Straße gegangen, davon 50.000 in Santiago. Nach Angaben des Energiekonzerns Chilectra fiel bei 50.000 Einwohnern der Hauptstadt wegen Vandalismus während der Proteste der Strom aus.

Zu dem Streik hatte die führende chilenische Gewerkschaft CUT aufgerufen, um den Forderungen von Studenten nach Reformen im Bildungswesen Nachdruck zu verleihen. Bei den seit drei Monaten andauernden Protesten wird eine stärkere finanzielle Beteiligung des Staates an der Bildung sowie eine bessere Ausstattung staatlicher Schulen gefordert.

Bei den Demonstrationen ging es zudem um bessere Arbeitsbedingungen von Krankenhauspersonal und Rettungskräften. Nach Angaben der CUT nahmen 600.000 Menschen an dem Streik teil sowie 80 Prozent der Beschäftigten im öffentlichen Dienst. Dem Arbeitsministerium zufolge beteiligten sich lediglich neun Prozent der Beamten. Auch Forderungen an die Regierung des rechtsgerichteten Präsidenten Sebastian Pinera nach einer Verfassungsreform und einer Senkung der Steuern auf Treibstoff wurden bei den Protesten laut. (APA/Reuters)