Updown Court bei London: Die Luxus-Villa gehört einer irischen Bank

Foto: homesoftherich.net

Nicht nur dies Villa befindet sich im Besitz der irischen Bad Bank Nama, sondern auch teure Bilder, darunter John Laverys "Return from Market" 

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Dublin/Wien - Der Landsitz mit dem klingenden Namen Updown Court hat 103 Zimmer, fünf Swimming-Pools, eine Bowlingbahn und ein Kino. Die Anlage in Windlesham, wenige Kilometer von London entfernt, ist größer als der Buckingham Palace in London und gilt als eine der teuersten Privatimmobilien der Welt. Bemerkenswerter als die Ausmaße der Villa ist nur der Eigentümer des Protzbaus: Das Anwesen gehört dem irischen Staat. Die Villa steht zum Verkauf, diese Woche wurde ein Konkursverwalter ernannt.

Updown Court, eine Louis-Vuitton-Filiale in London, Golfklubs in Irland, Shoppingcenter, ja selbst ein Kohlekraftwerk: Der Kollaps der irischen Banken hat die Regierung in Dublin über Nacht zu einem riesigen Immobilienmakler gemacht. Schirmherr über das Imperium ist die National Asset Management Agency (Nama). Es handelt sich bei ihr um eine 2009 gegründete staatliche Bad Bank. Sie hat den maroden irischen Privatbanken 15.000 Kredite abgenommen. In ihrem Portfolio sind damit die meisten der wahnwitzigen Bauten und Bauprojekte gelandet, die den Niedergang des irischen Finanzsektors besiegelt haben.

Nachdem die Nama zunächst mit der Bestandsaufnahme beschäftigt war, kommt die Agentur langsam in die Gänge: Ende Juli veröffentlichte sie eine erste Liste von 850 Immobilien, die sie pfänden ließ, weil die Eigentümer ihre Kreditraten nicht zahlten. Zudem sickern ständig neue Berichte über weitere pompöse Nama-Liegenschaften durch. So auch im Falle von Updown Courts: Dessen alte, inzwischen zahlungsunfähige Eigentümer, hatten einen Kredit von der Irish Nationwide. Die Bank übertrug den Vertrag der Nama, die nun ihrerseits einen Käufer sucht.

Dabei ist Irlands Schicksal untrennbar mit dem Erfolg der Nama verbunden. Die Agentur hat den Landesbanken im Jahr 2009 Kredite mit einem Buchwert von 71,2 Milliarden Euro abgekauft - stark verbilligt mit einem Abschlag von 58 Prozent gegenüber dem Marktwert. Sollten die Preise der Immobilien stärker als diese 58 Prozent fallen, müsste die Regierung die Verluste stemmen.

Derzeit sieht es so aus, als habe Irland einen schlechten Deal gemacht. "Seit 2009 sind die Preise für Privatimmobilien um mehr als 60 Prozent gefallen. Eine Erholung ist nicht in Sicht", meint Dermot O'Leary, Analyst bei Goodbody Stockbrokers in Dublin. Tatsächlich hat die Nama im ersten Geschäftsjahr einen Verlust von 1,4 Mrd. Euro eingefahren. Für Irland, das auf Gelder aus dem Euro-Rettungsschirm angewiesen ist, ein immenses Problem. Die gute Nachricht: Nama ist ein Zehn-Jahres-Projekt, positive Überraschungen sind also nicht ausgeschlossen. Zudem kann Nama nicht nur auf Immobilien zurückgreifen. Sie besitzt auch ganze Kunstsammlungen bankrotter Geschäftsleute.

An Nama-Immobilien gibt es auch Interesse aus Österreich. Wie der Standard aus Maklerkreisen erfuhr, sollen die Hoteliers Christian und Rudolf Ploberger das 2006 geschlossene Gerichtsgebäude Bow Street Magistrate's Court gegenüber der Londoner Oper gekauft haben. Das Gebäude ist vielen bekannt, wurden doch dort Charles Dickens und Giacomo Casanova angeklagt. Verkäufer war unter anderem die Nama. Die österreichischen Hoteliers - die den Deal nicht bestätigen wollten- sollen dort ein Luxushotel planen.

Updown Court bei London: Nicht nur diese exklusive Villa befindet sich im Besitz der irischen Bad Bank Nama, sondern auch teure Bilder, darunter John Laverys "Return from Market" (links) und Werke Andy Warhols. (András Szigetvari, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 25.8.2011)