Berlin - Weberknechte (für unsere alemannischen LeserInnen: Zimmermänner) gehören zu den Spinnentieren, sie können allerdings weder Fäden spinnen noch haben sie Gift. Weltweit gibt es rund 6.500 lebende Weberknechtarten. Fossil überliefert sind hingegen nur etwa 30 bisher bekannten Arten, was Neufunde wissenschaftlich besonders spannend macht - wie die beiden Exemplare, die ein internationales Forscherteam nun in " Nature Communications" präsentierte.

Foto: Jason Dunlop/Naturkundemuseum Berlin

Mit einem Alter von 305 Millionen Jahren stammen die Fossilien vom Ende des Karbon, gefunden wurden sie im französischen Montceau-les-Mines in Steinknollen. Die Weberknecht-typisch langen Beine stellen eine enorme Herausforderung dar, die Tiere richtig abzubilden, wenn sie tief im Gestein stecken. Um dieses Problem zu umgehen, haben die Wissenschafter um Jason Dunlop vom Museum für Naturkunde Berlin die Computertomographie eingesetzt, um das "Loch" im Stein, in welchem das Tier saß, zu scannen. Dadurch konnten hochauflösende 3D-Bilder erzeugt werden, die Details wie Beinspitzen, Krallen oder Mundwerkzeuge gut erkennbar machen.

Foto: Russell Garwood/Naturkundemuseum Berlin

Die Bilder zeigen, dass die Tiere aus dem Steinkohlewald des Karbon den noch heute existierenden zwei Weberknecht-Gruppen ähneln. Weberknechte haben sich demnach vor mehr als 300 Millionen Jahren in ihre Hauptgruppen gespalten und manche von ihnen haben seither ihren Körperbau kaum verändert. Das eine Tier (Macrogyion, hier im Bild) hat die typische Form mit kleinem, rundem Körper und langen, dünnen Beinen, genau wie der heutzutage am häufigsten anzutreffende einheimische Weberknecht.

Foto: Russell Garwood/Naturkundemuseum Berlin

Das andere Tier (Ameticos) wirkt mit einem deutlich stacheligen Körper für mitteleuropäische Augen ungewöhnlich, entsprechende Weberknechte leben aber noch heute in Nordamerika. Dank des guten Erhaltungszustands der Fossilien war es möglich, Merkmale zu erkennen, um die Tiere sicher im Stammbaum zuzuordnen. Damit steht fest, dass die heute noch existierenden Weberknecht-Gruppen bereits vor 300 Millionen Jahren lebten. Somit haben sich die Weberknechte ihren heute noch gültigen Grundbauplan früher zugelegt als die sehr viel erfolgreichere Spinnentier-Gruppe der Webspinnen. (red)

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Nature Communications: "Anatomically modern Carboniferous harvestmen demonstrate early cladogenesis and stasis in Opiliones"

Foto: Russell Garwood/Naturkundemuseum Berlin