Bayreuth/Weimar - Wagner-Urenkelin Nike Wagner hat sich dafür ausgesprochen, die umstrittene Neuinszenierung des "Tannhäuser" bei den Bayreuther Festspielen abzusetzen. "Man soll, darf, muss mit Wagner experimentieren", sagte die Leiterin des Weimarer Kunstfestes der Illustrierten "Bunte" (Donnerstag). Wenn aber nichts mehr zusammenpasse, schlage das Gesamtkunstwerk zurück. "Tannhäuser"-Regisseur Sebastian Baumgarten habe sich in der eigenmächtigen Bühneninstallation (des Holländers Joep van Lieshout) nicht zurechtgefunden, erklärte die Tochter von Wieland Wagner. So könne auch ein so wunderbar klangsensibler Dirigent wie Thomas Hengelbrock in einer Wartburg, die als Alkohol-Aufbereitungsmaschinerie gezeigt werde, nur schwerlich musizieren.

Die 66-Jährige hatte sich wiederholt vergeblich um die Leitung der Richard-Wagner-Festspiele beworben. Sie geht davon aus, dass in absehbarer Zeit ein ideenreicher externen Kunstkenner die Festspielleitung übernimmt. "Das dynastische Prinzip dürfte inzwischen seine Schwächen gezeigt haben", betonte Nike Wagner. "Die Idee, dass die Familie fortwährend an der Spitze stehen muss, stammt ohnehin nicht vom Gründer, sondern von seiner Witwe (Cosima)", ergänzte sie. Die Festspiele werden seit dem Rücktritt ihres Onkels Wolfgang Wagner im Jahr 2008 von dessen Töchtern Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier geführt. (APA)