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Die Austria feiert, die Rapidler konnten nur zusehen.

APA-FOTO: HERBERT NEUBAUER

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Der Austria-Jubel nach dem herrlich herausgespielten 3:0 durch Roland Linz.

Foto: Hans Punz/dapd

Wien - Das 298. Wiener Derby diente der Aufarbeitung des 297.. Und dieses Vorhaben ist durchaus geglückt. Kein Platz wurde gestürmt, das wäre im großen Happel-Stadion auch zu schwierig gewesen. Und die Partie hat eineinhalb Stunden plus Nachspielzeit gedauert, am 22. Mai ist im Hanappi-Stadion nach 26 Minuten Schluss gewesen. Rapidfans hatten für den Abbruch gesorgt, die Austrianer führten zu dem Zeitpunkt 2:0, das Ergebnis wurde durch den Strafsenat auf 3:0 erweitert. Rapid musste 50. 000 Euro blechen, ein Geisterspiel und 62 Stadionverbote wurden verhängt. Eine der Maßnahmen war, Heimderbys ins Happel-Stadion zu verlegen, dort ist man vor Wahnwitzigen relativ sicher.

Bockige Fans

Und so versammelten sich am Sonntagnachmittag 31.800 Menschen im Prater, es hatte mehr als 30 Grad, da schmerzte das Fußballzuschauen. Rapid musste erneut ohne Choreographie und Sprechchöre auskommen, die Fans der Westtribüne bocken, angeblich ist eine Annäherung noch in diesem Jahrhundert zu erwarten. Die Rollen waren ungerecht verteilt, die Austria galt als Favorit, sie hat sogar außerhalb der Landesgrenzen einen Lauf, der Einzug in die Gruppenphase der Europa League ist kaum zu verhindern. Trainer Karl Daxbacher verwies allerdings auf die Gesetzmäßigkeiten des Klassikers. Kurzfassung: "Man weiß nie."

Für Peter Schöttel war's das erste Derby als Rapid-Coach, er "erhoffte, erwünschte, erträumte den Sieg". Um die Austria zu bremsen, nominierte er zwei Sechser im Mittelfeld, Harald Pichler und Stefan Kulovits, zwei Arbeitsbienen. Kapitän Steffen Hofmann wich an die rechte Seite aus. Das Sturmduo bildeten Nuhiu und Alar, der ob seiner Schnelligkeit die erste Derby-Chance bekam.

Daxbacher nahm nur eine Änderung vor, Alexander Grünwald werkte im Mittelfeld statt Michael Liendl. Man könnte, muss aber nicht erwähnen, dass die Herren Josef Greiner und Günter Weidinger den Ehrenankick vornehmen durften, die beide kennen einander nicht, obwohl sie je 50 Jahre alt geworden sind.

In den ersten Minuten passierte nichts, man gewöhnte sich an die Hitze. 10. Minute: Tomas Jun ballert an die Latte, die Austria war somit geweckt. 15. Minute: Grünwald legt den Ball dem völlig freistehenden Nacer Barazite auf, der Niederländer schießt trocken und flach in die lange Ecke. Goalie Helge Payer war schuldlos, weil zu kurz. Die Austria führte 1:0, Rapid bemühte sich, entwickelte aber die Gefährlichkeit eines taubblinden Goldhamsters mit Hüftprothesen. Die Austria war organisierter, sicherer, einer kennt die Wege und Gedanken des anderen. Sie ist einfach besser bestückt als Rapid.

Schöttel brachte nach der Pause Christopher Drazan für Kulovits, um die Offensive zu stärken. Völlig egal. 52. Minute: Barazite kombiniert mit Roland Linz und Zlatko Junuzovic, der das 2:0 macht. Thomas Schrammels Rettungsversuch misslingt kläglich. Rapids Zerfall hatte in Minute 66 den nächsten Höhepunkt, Linz erzielt nach Zuspiel von Junuzovic das 3:0. "Es war vollgeil", sollte Junuzovic später sagen. Letztes Zeichen des Rapid-Jammers: Boris Prokopic wurde nach einem brutalen Foul an Georg Margreitter ausgeschlossen (86.). (Christian Hackl, DER STANDARD Printausgabe, 22. August 2011)

SK Rapid Wien - FK Austria Wien 0:3 (0:1)
Wien, Ernst-Happel-Stadion, 31.800, SR Grobelnik

Torfolge:
0:1 (15.) Barazite

0:2 (52.) Junuzovic

0:3 (66.) Linz

Rapid: Payer - Schimpelsberger, Sonnleitner, Soma, Schrammel - Hofmann (71. Trimmel), Kulovits (46. Drazan), Pichler, Prokopic - Nuhiu (72. Heikkinen), Alar

Austria: P. Grünwald - Klein, Margreitter, Ortlechner, Suttner - Hlinka, A. Grünwald (70. Mader) - Barazite (75. Stankovic), Jun (84. Liendl), Junuzovic - Linz

Rote Karte: Prokopic (86., Foul)

Gelbe Karten: Alar, Pichler, Heikkinen bzw. Suttner, Barazite, Stankovic