Spieglein, Spieglein an der Wand, Salzburg ist der internationalste Messestandort im Land: Um 1922 entwarf Dagobert Peche diesen von Max Welz ausgeführten Spiegel.

Foto: Kunsthandel Patrick Kovacs

Schatten bietet der Innenhof der ehemals fürsterzbischöflichen Residenz bestenfalls partiell, freilich zu wenig, um der Mittagshitze eines Hochsommertages zu entfliehen. Insofern ist er derzeit überraschend gut frequentiert, wie die von Tagestouristen bevölkerte Altstadt Salzburgs ganz generell. Eine von vielen Attraktionen, die es obligat zu besichtigen gilt, zumal dabei aktuell auch noch ein roter Teppich beschritten werden kann. Stoisch stehen Avramidis, Gironcoli, Wotruba & Co Spalier, als Botschafter-Dutzend dessen, was Besucher der seit 14. August laufenden Kunstmesse Art Salzburg 61 Stufen höher und acht Doll'sche Buchsbaum-Tüchtigkeiten später erwartet.

"Skulpturengarten" nennt sich dieses Empfangskomitee im Veranstalterjargon. Eine ästhetisch wohltuende Inszenierung, gerade im Vergleich zu den sonst hier zu Messezeiten parkenden Catering- und VIP-Karossen.

Bestseller Zeitgenössisches

2007 fand die erste Sommerkunstmesse statt, gemäß dem Motto, was seit Jahrzehnten parallel zu den Osterfestspielen funktioniert, müsse von dem im August aus der ganzen Welt angereisten Publikum ja regelrecht gestürmt werden. Nobel ausgedrückt blieb die Nachfrage verhalten, Bauchlandungen internationaler Teilnehmer, deutlich erfolgreicher für Kunsthändler heimischer Provenienz. Nach zwei Jahren war die von Bruce Lamarche kreierte Salzburg World Fine Art Fair Geschichte und übernahm Wolfgang Pelz (u.a. Art Austria) 2009 die Organisation des fortan als Art Salzburg firmierenden Formats. Unterstützt wurde er dabei von der heimischen Händlerelite, die den aufgrund des Festspielpublikums internationalsten Messestandort im Land halten wollten.

Nach fünf Jahren hat sich die Messe etabliert. Davon zeugen stärkeres Besucheraufkommen (trotz Badewetter) sowie die bei den Ausstellern beliebteste Spezies der Neukunden, wie Sylvia Kovacek (Kovacek Spiegelgasse) bestätigt. Dazu gehörte eine repräsentative Anzahl an unter 40-Jährigen, eine im Vergleich zu Wiener Messen doch deutlich jüngere Klientel. Und diese gibt wiederum klar Kunst des 20. Jahrhunderts sowie Zeitgenössischem den Vorzug, wie Verkäufe an den ersten Öffnungstagen und anhaltendes Interesse belegen: Prachensky gleich mehrfach, weiters Fingermalerei von Arnulf Rainer (Galerie Ruberl), Großformatiges von Herbert Brandl (Galerie Thoman) oder auch Staudacher (Kunsthandel Runge), hier Lindenholz-Weiber von Annerose Riedl (Manfred Lang), dort Pop-Art amerikanischer Herkunft (Kunsthaus Wiesinger). In der Sektion Klassischer Moderne bediente man sich bei traditioneller Zwischenkriegsmalerei (Kunsthandel Schütz) und vergleichsweise erschwinglicher Vintagekunst (Johannes Faber).

Alpenländische Exotik

Die Stimmung unter den 36 Teilnehmern ist gut, wenn auch nicht ausgelassen. Zur Kostendeckung bedarf es für manch einen noch konkreter Abschlussverhandlungen oder eines brummenden Nachgeschäfts. So locker sitzt das Geld halt wieder auch nicht. Im Gegensatz zu 2009 seien die Wirtschaftskrise und Börseturbulenzen seitens der Besucher allenfalls dann ein Thema, wenn damit der Kunstkauf begründet wird.

Und die noch bis inklusive Sonntag gebotenen Fluchtszenarien sind multilateral: Ganze Küstenabschnitte auf Leinwand (Kunsthandel Freller), salonweise Qualität vom Biedermeier über den Historismus bis zur frühen Wiener Moderne (Patrick Kovacs) oder auch in singulären Varianten von einer Renaissance-Zirbenholztruhe musealer Güte (25.000 Euro, Walter Moskat) bis zu alpenländischer Exotik in Schrankform mit Giebelohren (7.500 Euro, Galerie Bienenstein). (Olga Kronsteiner, DER STANDARD/ALBUM - Printausgabe, 20./21. August 2011)