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Nach zwölfstündiger Verhandlung wurde Walter Mayer Mittwochabend im Wiener Landesgericht wegen Verstößen gegen das Arzneimittel- und Anti-Doping-Gesetz schuldig gesprochen.

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Ludwig Gredler hat ein reines Gewissen.

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Wien - Allerhand hat man am dritten Prozesstag in der Doping-Verhandlung gegen Walter Mayer im Wiener Landesgericht erfahren. Etwa, dass die zweite Katze, die Mayer von der Lebensgefährtin des Mitangeklagten Karl Heinz R. gekauft haben soll, Cindy heißt. An den Verkauf von Cindy kann sich Gerlinde S., die eine Katzenzucht betreibt, aber beim besten Willen nicht mehr erinnern. "Ich habe Mayer nur eine Katze gegeben. Und ich habe ihm auch kein Katzenfutter verkauft."

Die investigativen Fragen stellte wohlgemerkt das auf drei Juristen angewachsene Verteidigungsteam von Mayer. Welche Relevanz das denn für die Verhandlung habe, fragt Richterin Katharina Lewy genervt. Eine Viertelstunde wird Gerlinde S. ins Katzen-Kreuzverhör genommen.

Im Doping-Prozess gegen Mayer, der laut Strafantrag prominente Sportler mit Dopingmitteln versorgt haben soll, wird aber auch Relevanteres geliefert. Schon der erste Zeuge, Bernhard M., erschütterte die Glaubwürdigkeit von Karl Heinz R. massiv. Der 42-jährige Frühpensionist, der eigentlich Mayer hätte belasten sollen, widersprach den Aussagen des Dachdeckers R., der Mayer zum Prozessauftakt schwer beschuldigt hatte. So habe er den mitangeklagten Apotheker, der für R. Dopingmittel beschafft hat, erst im Frühjahr 2006 kennengelernt. "2005 auf keinen Fall" , sagte er. R. hatte aber in seiner Vernehmung ausgesagt, dass er über Vermittlung von M. schon 2005 Dopingmittel beim Apotheker eingekauft und Mayer vor den Olympischen Spielen im Februar 2006 in Turin übergeben habe.

Im März 2009 hatte M. allerdings bei seiner Vernehmung durch die Soko Doping noch ausgesagt, dass er R. schon Ende 2005 mit dem Mittel Dynepo beliefert habe. M. blieb vor Gericht bei seiner neuen Version - seine kurzfristig in den Zeugenstand gerufene Lebensgefährtin konnte die neuen Angaben bestätigen.

Siegessicher, mit einem triumphalen Lächeln im Gesicht, verfolgte Mayer das merkliche Bröckeln der Anklage. In der Prozesspause erneuerte der ehemalige Trainer des Skiverbandes (ÖSV) vor Journalisten seine Kritik an der Soko Doping, die er der Fälschung eines Verhörprotokolls bezichtigte. "Entweder sind die Beamten korrupt oder unfähig" , sagte der 54-jährige Salzburger.

Belastet wurde Mayer dann von einem ehemaligen Wachstechniker des ÖSV. Johannes O. will Mayer während Olympia 2002 in Salt Lake City ertappt haben, wie er dem Langläufer Christian Hoffmann direkt vor dem Start des Staffelrennens über 4 x 10 km eine Infusion verabreichte. "Stimmt nicht" , kontert Mayer. "Diese Aussage ist nur ein Racheakt." So oder so: Der Olympia-Skandal von 2002 ist nicht Gegenstand der aktuellen Verhandlung.

Zum nächsten Doping-Skandal 2006 bei den Spielen in Turin sagte als erster Sportler der Ex-Biathlet Ludwig Gredler aus. Ihm wurde von seinem Ex-Teamkollegen Wolfgang Perner bestätigt, dass in dessen Zimmer "was gefunden" worden sei. Er selbst will wie Langlaufstaffel-Weltmeister Alois Stadlober, der ebenfalls als Zeuge aussagte, nie gedopt haben.

Nach zwölfstündiger Verhandlung wurden Mittwochabend Mayer und die drei weiteren Angeklagten schuldig gesprochen. Mayer erhielt 15 Monate teilbedingt und müsste abzüglich seiner Zeit in U-Haft für sieben Wochen ins Gefängnis. Er meldete Nichtigkeit und Berufung an. Die übrigen Beschuldigten wurden bedingt verurteilt. Sämtliche Richtersprüche sind nicht rechtskräftig. (David Krutzler, DER STANDARD, Printausgabe, 18.8.2011)