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Zu viel Sonne ist Hautkrebsrisikofaktor Nummer eins. Der Kaffeewirkstoff könnte - äußerlich aufgetragen - davor schützen.

Foto: APA/EPA/Javier Etxezarreta

Für die Verwendung in Sonnencremes ist es aber noch zu früh.

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Hautkrebs ist nicht gleich Hautkrebs. Und das ist gut so, denn nach Schätzungen dürften mehr als 50 Prozent aller Österreich über 60 davon betroffen sein. Ein relativ geringer Prozentsatz erkrankt am malignen Melanom, das durch das unkontrollierte Wachstum der pigmentbildenden Zellen der Haut entsteht und besonders ungünstigste Prognosen hat.

Weitaus häufiger kommen das sogenannte Plattenepithelkarzinom und das Basalzellkarzinom vor, die zum Glück weniger aggressiv sind wie der "schwarze Hautkrebs". Doch auch diese Hauterkrankungen können zum Tod führen.

Wichtigster Risikofaktor für das Entstehen aller Tumoren der Haut ist übermäßige UV-Strahlung. Sie kann dazu führen, dass die DNA der Hautzellen geschädigt wird, was zu einer unkontrollierten Zellteilung und damit zu Krebs führt. Bereits in einigen früheren Studien gab es Hinweise darauf, dass Koffein dieses Risiko senken könnte.

Molekularer Mechanismus

Allan Conney von der Rudgers University (US-Bundesstaat New Jersey) ging der Sache nach und klärte nun im Mausversuch, welcher molekulare Mechanismus dahinterstecken dürfte. Wie er im Fachblatt PNAS berichtet, scheint ein Gen namens ATR beteiligt zu sein, das durch Koffein unterdrückt wird und auf diese Weise zum Absterben von DNA-geschädigten Zellen führe.

Conney überprüfte die Hypothese, indem er normale Mäuse und solche, deren ATR-Gen defekt war, 19 Wochen lang UV-Strahlung aussetzte. Nach diesem Zeitraum hatten die gentechnisch veränderten Nager 69 Prozent weniger Hautkrebs entwickelt. Konkret ging es dabei vor allem um Plattenepithelkarzinome, an denen die meisten Tiere erkrankt waren.

"Das deutet auf die Möglichkeit hin, dass Koffein einen unterdrückenden Effekt auf jene Hautkrebsarten hat, die durch UV-Strahlung entstehen", sagt Conney. Gemeint ist damit allerdings nicht der Konsum von Kaffee, sondern das Auftragen auf die Haut - zumal Koffein nicht nur den ATR-Signalweg blockiert, sondern auch direkt vor der Sonne schützt.

Dass auch das beliebte Heißgetränk vor Hautkrebs schützen könnte, ist durch die neue Untersuchung also nicht belegt. Sie legt allerdings nahe, dass Koffein ein günstiger Inhaltsstoff für Sonnencremes sein könnte.

Für eine diesbezügliche Anwendung ist es indes noch zu früh. So muss man zuerst unter anderem noch abklären, ob der Kaffee-Wirkstoff womöglich negative Auswirkungen auf die Bildung von malignen Melanomen haben könnte, die mehr als viermal mehr Menschen töten als Plattenepithelkarzinome. (tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 17.08.2011)