Es ist ein Hilferuf: Ein Rektor nach dem anderen droht mit der Schließung von Studieneinrichtungen. Mit Heinz Engl von der Universität Wien schreit nun auch die größte Hochschule des Landes auf. Immer mehr Rektoren werden zu Wutprofessoren, die mit drastischen Worten auf die fatale Situation an den Universitäten aufmerksam machen. Aber das wird nicht reichen.

Wie schon seine Vorgängerin Beatrix Karl, die mit gleichlautenden Drohungen der Rektoren der Universität für Bodenkultur, der Salzburger Uni und der Universität für angewandte Kunst im Vorjahr konfrontiert war, fällt auch dem nunmehrigen Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (VP) nichts anderes ein als die Ankündigung: Er werde für mehr Mittel für die Universitäten ab 2013 kämpfen. Eine Kampfansage klingt anders.

Noch im Oktober 2010 hatte Töchterle erklärt: "Die Situation ist dramatisch." Und: "Unser größter Wunsch wäre, wenn die Koalitionsparteien aufhören würden, mit den Universitäten Pingpong zu spielen." Damals war Töchterle Rektor der Universität Innsbruck, heute ist er als Wissenschaftsminister derjenige, der Pingpong spielt. Die ÖVP ist der eine Teil in dem Spiel, die SPÖ der andere. Auch wenn einzelne Landespolitiker wie zuletzt der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) und die Salzburgerin Gabi Burgstaller (SPÖ) ihre jeweiligen Parteien schon aufgefordert haben, sich in der Bildungspolitik zu bewegen und Zugeständnisse zu machen, gibt es nach wie vor eine Pattsituation: Die SPÖ beharrt auf den freien Uni-Zugang, die ÖVP blockiert die Gesamtschule. Beide halten an ideologisch begründeten Prinzipien fest und betreiben Realitätsverweigerung.

Die Politik lässt die Lehrenden, die Studierenden und die Universitätsverwaltung mit ihren Problemen schlicht sitzen. In keinem anderen Sektor zeigt sich derzeit so deutlich, welche Auswirkungen Nichtstun in der Politik hat: Die Studienbedingungen haben sich in den vergangenen Jahren verschlechtert. Der Andrang der Studierenden hat sich massiv vergrößert, die Kapazitäten an den Hochschulen wurden nicht angepasst. Die Langfristplanung bis 2015 sieht sogar eine Kürzung der finanziellen Mittel vor. Die Situation ist für alle schlicht unzumutbar.

Wollen die Rektoren wirklich gehört werden, müssen sie angesichts der politischen Ignoranz zu drastischeren Maßnahmen greifen. Im Vorjahr bekamen sie trotz monatelangen Bemühens keinen Termin im Kanzleramt. Die Studierenden haben zwei Monate das Audimax besetzt - die Politik zeigte sich unbeeindruckt.

Wut und Worten müssen Taten folgen: Wie der Salzburger Vizerektor Rudolf Mosler sagte, "müsste man große oder mittlere Studieneinrichtungen schließen, damit es finanziell etwas bringt". Womit die Universitäten die Regierung auch treffen könnten, wäre die Suspendierung der Bachelor-Studiengänge. Das würde die Universitäten von Studierenden entlasten.

Die Zeit wird knapp, bis Jahresende muss die Regierung das Gesamtbudget für die österreichischen Universitäten für 2013 bis 2015 bekanntgeben. Sie könnte sich in diesem Fall ein Beispiel an Deutschland nehmen: Trotz eines Sparpakets im Ausmaß von 80 Milliarden Euro in den nächsten vier Jahren gibt es zwölf Milliarden Euro für Universitäten und Forschung - zusätzlich. Die österreichische Regierung fährt dagegen einen Ignoranzkurs gegen die Universitäten.(DER STANDARD, Printausgabe, 13./14./15.8.2011)