Bild nicht mehr verfügbar.

Da Krampfanfälle vor allem die Mutter und damit auch das Kind gefährden können, müssen die meisten Patientinnen ihre Medikamente auch in der Schwangerschaft  einnehmen.

Foto: AP/Peter Kramer

München - Ärzte können mit der richtigen Medikamentenauswahl für schwangere Epilepsie-Patientinnen das Risiko für das Kind reduzieren. Neue Daten des EURAP Epilepsie- und Schwangerschaftsregisters, die in der Fachzeitschrift Lancet Neurology veröffentlicht wurden, zeigen die Risikoprofile der vier am häufigsten verschriebenen Medikamente gegen Epilepsie, teilt die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) in einer Aussendung mit.

Die Auswertung von fast 4000 Schwangerschaften in 42 Ländern durch Wissenschaftler um Torbjörn Tomson (Karolinska Institut, Stockholm) bestätigte, dass alle vier Epilepsie-Medikamente bei hoher Dosierung das Risiko von Geburtsfehlern erhöhen können. "Insgesamt kann jedoch bei einer niedrig dosierten Therapie mit einem einzigen Medikament von einem Missbildungsrisiko ausgegangen werden, dass die Entscheidung für ein Kind nicht wesentlich beeinflussen sollte", schätzt Christian Elger von der DGN die Ergebnisse ein.

Risiko von Fehlbildungen

Etwa drei von tausend Schwangeren sind Epilepsie-Patientinnen. Da unvorhersehbar auftretende Krampfanfälle vor allem die Mutter und damit auch das Kind gefährden können, müssen die meisten Patientinnen ihre Medikamente auch in der Schwangerschaft weiter einnehmen. Gleichzeitig können die Arzneien aber das Risiko für Fehlbildungen erhöhen. "Die neuen Daten helfen dem behandelnden Arzt, das Risiko für Mutter und Kind so gering wie möglich zu halten", erklärt Elger, der an der Universität Bonn die Klinik für Epileptologie leitet.

Es zeigte sich, dass mit dem in Deutschland am häufigsten verschriebenen Wirkstoff Lamotrigin bei einer Dosierung von unter 300 Milligramm täglich die geringste Rate an Fehlbildungen auftrat. Mit zwei Prozent liegt diese Rate allerdings noch im Spektrum gesunder Frauen ohne Medikament, genauso wie Carbamazepin in einer Dosierung von weniger als 400 Milligramm und einer Fehlbildungsrate von 3,4 Prozent.

Deutlich höher fiel sie unter Phenobarbital und Valproinsäure aus, wo bei niedriger Dosierung 5,4 bzw. 5,6 Prozent Fehlbildungen beobachtet wurden. Dies liegt laut englischem Schwangerschaftsregister etwa ein Prozent über der Rate von epilepsiekranken Schwangeren ohne Medikamenteneinnahme, bei denen die unbehandelten Krampfanfälle zu Problemen führen können. Zudem fanden die Wissenschaftler bei allen vier Medikamenten in höheren Dosierungen mehr Fehlbildungen, besonders bei dem Wirkstoff Valproinsäure. Die Auswertung zählte alle Fehlbildungen, die bis zu einem Jahr nach der Geburt beobachtet werden konnten, einschließlich solcher Fälle, die zu einem Schwangerschaftsabbruch führten. (red)