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Illegale Campingplätze der Roma, wie hier in Nantes, Frankreich, ärgern die Anrainer.

Foto: Reuters/Mahe

Salzburg - 30 Wohnwagengespanne von Roma und Sinti parkten Anfang Juni sechs Tage lang beim Schwimmbad Bergheim im Salzburger Flachgau. Wie auch schon in den Vorjahren habe es massive Beschwerden aus der Bevölkerung gegeben, erklärt Polizeikommandant Helmut Naderer. Um Konflikte mit der Bevölkerung zu vermeiden, initiierte Naderer ein Lösungsgespräch, wie man mit der Situation künftig umgehen solle.

Um der Problematik des wilden Campens entgegenzuwirken, soll mittelfristig ein Campingplatz für Roma und Sinti in Salzburg errichtet werden, schlägt Rosa Gitta Martl vom Verein "Ketani für Sinti und Roma" vor. Gleichzeitig werden künftig bei Konflikten die Mitarbeiter des Vereins "Ketani" als Mediatoren auftreten, um eine Eskalation zu vermeiden. Die meisten Konflikte würden entstehen, da es an den Plätzen keine Sanitäranlagen und Mülltonnen gebe. Deshalb werden die Plätze meist schmutzig hinterlassen, und "da sind Probleme vorprogrammiert", erklärt Martl.

2001 wurde in Braunau in Oberösterreich der erste Durchreiseplatz für Roma und Sinti errichtet. Gegen eine Gebühr von zehn Euro pro Tag und Gespann steht den durchziehenden Roma und Sinti Wasser, sanitäre Anlagen, Müllentsorgungsplätze und Strom zur Verfügung. 20 Gespanne können auf dem Durchreiseplatz in Braunau campieren. Weitere 25 Gespanne haben am Linzer Pichlinger See Platz. Dort wurde im Sommer 2008 - im Zuge der Kulturhauptstadt Linz 09 - der zweite Campingplatz für Roma und Sinti errichtet. Auch in Innsbruck, Wels und St. Pölten würden derzeit Gespräche geführt, um Plätze zu schaffen, sagt Martl.

Viele Roma würden wild campieren, weil sie auf Campingplätzen nicht erwünscht seien, erläutert Martl. 2005 reichte die Gleichbehandlungskommission deshalb eine Beschwerde gegen einen Tiroler Campingplatzbesitzer ein. Er brachte ein Schild mit der Aufschrift "Kein Platz für Zigeuner" am Eingang seines Platzes an. "Da stoßen zwei Welten aufeinander", erklärt Martl. Die Urlauber wollen sich auf Campingplätzen erholen, und Roma und Sinti sind eben ein sehr umtriebiges Volk, deshalb ist es auf öffentlichen Campingplätzen oft auch schwierig. Beim wilden Campieren wiederum verstoßen die Roma und Sinti gegen das Campierverbot und haben mit einer Verwaltungsstrafe zu rechnen. Deshalb seien eigens für die Volksgruppe errichtete Durchreiseplätze eine gute Alternative.

Nun müsse die Politik entscheiden, wann und wo in Salzburg ein Campingplatz errichtet werde, erklärte Naderer. Nicht nur in Bergheim gebe es Probleme mit campierenden Sinti und Rom, auch in Puch und in der Stadt Salzburg. Die Salzburger Politik reagiert zurückhaltend auf den Vorschlag. Aus dem Büro der Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (SP) heißt es, zur Lösung des Problems werde in alle Richtungen überlegt. Zu einem eigenen Campingplatz gebe es aber noch keine offiziellen Überlegungen. (Stefanie Ruep/DER STANDARD, Printausgabe, 13./14./15. August 2011)