Wien - Die Indizienlage in der Korruptionsaffäre der Telekom Austria (TA) verdichtet sich. Ehe die TA ihren 400 Seiten starken, von interner Revision, Wirtschaftsprüfer Deloitte und Sozietät Fellner Wratzfeld erstellten Bericht am Montag an Staatsanwaltschaft Wien und Bundesamt für Korruptionsermittlungen übergeben hat, habe ein Mitarbeiter im Zuge der internen Ermittlungen zugegeben, in die Vorgänge rund um den mysteriösen Kurssprung der TA-Aktie im Februar 2004 involviert gewesen zu sein, teilte die TA mit.

Es handelt sich laut Standard-Recherchen um einen leitenden Angestellten im Großkundenvertrieb Festnetz, der laut TA "in eine Malversation involviert gewesen sei, die am 26.2.2004 den Schlusskurs der TA-Aktie so beeinflusste, dass die Ausübungshürde des IPO-Stock-Option-Programms erreicht wurde". Die TA habe Ingenieur T. umgehend entlassen.

Die meisten anderen der insgesamt 150 Entscheidungsträger und Führungskräfte des - anlässlich des Börsenganges im November 2000 in Wien und New York aufgelegten - Aktienoptionsprogramms sind nicht mehr im Konzern. Das gilt insbesondere für die größten Profiteure des Prämienmodells im Gesamtvolumen von 8,7 Millionen Euro, den aus Heinz Sundt, Rudolf Fischer und Stefano Colombo bestehenden TA-Dreiervorstand. Allein die drei haben mit ihren Aktienkäufen rund 1,03 Millionen Euro an Prämien lukriert, das Unternehmen aber längst wieder verlassen.

Verantwortung

Nun müssen sie sich vor der Justiz wegen Verdachts der Untreue und Kursmanipulation verantworten. TA-Manager hätten im Zusammenwirken mit dem Brokerhaus Euro Invest des Johann Wanovits den Kurs der TA-Aktie über die entscheidende Marke 11,70 Euro getrieben und so Österreichs größten Telekomkonzern um Millionen gebracht. Als Kontaktmann zwischen TA und Euro Invest soll laut Korruptionsbericht Ingenieur T. fungiert haben, die finanzielle Abwicklung - Euro Invest war eine Million Euro Provision versprochen, die teilweise über das Agenturnetzwerk Hochegger/Valora abgerechnet wurde - habe der spätere TA-Festnetz-Finanzchef Gernot Schieszler organisiert. Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.

Ermöglicht wurde der bis vor wenigen Monaten als mysteriös, aber mangels Indizien und Beweisen nicht illegal geltende Kurssprung zwei Minuten vor Börsenschluss, indem Euro Invest am Stichtag des Optionsprogramms (26. Februar 2004), rund 900.000 TA-Aktien kaufte und damit den Kurs über 11, 70 Euro trieb.

Die Beteiligung von Vorstandsdirektoren an dem Aktiendeal zugegeben habe auch Rudolf Fischer schreibt News. Ob sich der damalige Festnetz-Chef bei seiner Einvernahme vorige Woche auch selbst belastete oder nur seine Exkollegen Sundt und Colombo, ist nicht überliefert. Die Einvernahmen von Colombo und dem erst später in den TA-Vorstand aufgerückten A1-Chefs Boris Nemsic stehen noch aus. Nemsic war Ende Februar 2004 zumindest physisch nicht in Wien, er weilte beim Handykongress in Cannes.

Aufgeflogen ist die Affäre durch Zufall: Bei Hausdurchsuchungen im Zuge der Buwog-Affäre beim Lobbyisten Peter Hochegger tauchten Belege über Zahlungen an Euro Invest auf. (ung, DER STANDARD, Printausgabe, 11.8.2011)