Ernst wartet

Foto: Gut Aiderbichl

Salzburg - Der Wald in Zangberg im bayerischen Landkreis Mühldorf ist seit Mittwoch um eine Attraktion reicher. Dort wartet seit 14.00 Uhr der elfjährige, pechschwarze Stier "Ernst" in einer Koppel auf die sechsjährige Milchkuh "Yvonne". Das österreichische Fleckvieh ist Ende Mai ausgerissen und entkam damit der geplanten Schlachtung (derStandard.at berichtete).

Um das eigenwillige Tier zu retten, wurde es von Gut Aiderbichl gekauft. Doch alle Fangversuche sind bisher gescheitert. Nun soll der rassige Galloway-Stier der Kuh schöne Augen machen und sie in die Koppe locken.

"Er schaut sich neugierig die Umgebung an. Yvonne ist noch nicht gekommen. Wir hoffen, dass sie sich nachts der Koppel nähert", schilderte Gut Aiderbichl-Mitarbeiterin Britta Freitag am Mittwochnachmittag der APA. "Wir müssen uns zurückziehen und warten." Mehrere Beobachtungsposten und zwei Schützen mit Betäubungsgewehren halten sich in der Nähe auf - um sofort zur Stelle zu sein, wenn sich etwas anbahnt.

Nicht allein

Ernst wurde in einem eigenen, abgetrennten Bereich der Koppel untergebracht. Falls sich Yvonne für ihn interessiert und in die Koppel trabt, kann diese geschlossen werden, erklärte Freitag. Yvonne soll dann auf Gut Aiderbichl nach Deggendorf (Niederbayern) transportiert werden, wo Ernst zu Hause ist. Ganz alleine muss der Stier nicht auf die Kuh warten: "Sein Lieblingspfleger bleibt bei ihm", sagte Britta Freitag.

Yvonne gehörte ursprünglich einem Bauern in Österreich, der die Kuh aber nach Bayern verkaufte. Dort sollte sie gemästet und dann geschlachtet werden. Als ob sie ihr Schicksal ahnen konnte, ist sie am 24. Mai von einer Weide entwischt. Als Yvonne dann vor ein Polizeiauto rannte, wurde sie zum Sicherheitsrisiko erklärt und zum Abschuss freigegeben. Das Gut Aiderbichl kaufte dem Bauern das Tier ab, um ihm eine neue Heimat zu geben. Yvonne wurde inzwischen in Deutschland als "die Kuh, die ein Reh sein will" zum medialen Star. (APA)