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Ex-Telekom-Austria-Vorstand Rudolf Fischer

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Wien - Die Telekom Austria kommt in der Kursaffäre immer stärker unter Druck. Heute Mittag teilte Telekom-Boss Hannes Ametsreiter einmal mehr via Aussendung mit, dass er an einer vollen Aufklärung der Affäre bemüht ist - und nur kurze Zeit später kam dann die Vorausmeldung des Magazins "News", wonach Ex-Festnetz-Vorstand Rudolf Fischer vor dem Staatsanwalt die Beteiligung an einer Kursmanipulation eingeräumt hatte.

Zumindest der ehemalige Generaldirektor Heinz Sundt und der frühere Finanzvorstand Stefano Colombo sollen dem Bericht zufolge bereits in die Planungen eingebunden gewesen sein. Ob der Nachfolger von Sundt und damalige Mobilkom-Chef Boris Nemsic bei derartigen Gesprächen anwesend war, konnte sich Fischer laut "News" nicht mehr erinnern. Den beteiligten Managern drohen Anklagen wegen Marktmanipulation und Untreue. Sie haben bisher stets sämtliche Vorwürfe zurückgewiesen.

Fischer hat laut "News" zugegeben, dass der frühere Konzernvorstand "die Möglichkeit, den Aktienkurs der Telekom Austria auf ein bestimmtes, für ein Optionsprogramm notwendiges Niveau zu heben", von einem Mitarbeiter aufgezeigt bekommen und schließlich genutzt habe. Der betreffende Mitarbeiter war gegenüber der internen Telekom-Revision bereits geständig und wurde erst vergangenen am Freitag von der Telekom gekündigt. Ein involvierter Investmentbanker, der damals Aktien vorgeblich im eigenen Namen gekauft hatte, soll laut "News"-Recherchen über Umwege und damit indirekt 500.000 Euro von der Telekom erhalten haben.

Gerichtliche Klärung

Die Telekom Austria hat am Mittwoch einmal mehr betont, dass sie sämtlichen Schaden der eventuell durch die Kursaffäre im Jahr 2004 entstanden ist, von den Verantwortlichen nach einer gerichtlichen Klärung zurück fordern wird. Wie berichtet hatte ein Kurssprung der Telekom-Aktie in sprichwörtlich letzter Sekunde im Februar 2004 knapp 100 Managern Boni von rund 9 Mio. Euro beschert.

Der jetzige Telekom-Boss und damalige Mobilkom-Marketingleiter Hannes Ametsreiter hat nach Eigenangaben damals Boni von 92.000 Euro netto erhalten. Von möglichen Kursmanipulationen haber er aber nicht das geringste gewusst. "Nachdem Ametsreiter seinen damaligen Bonus wahrscheinlich zu Unrecht erhalten hat, müssen er und seine Kollegen im Management die Gelder sofort auf ein Treuhandkonto legen bis der Fall geklärt ist", so die Telekom-Sprecherin der Grünen, Gabriela Moser, in einer Aussendung.

Im Visier der Justiz befanden sich bisher primär die zwei ehemaligen Top-Manager Rudolf Fischer und Gernot Schieszler sowie der langjährige Telekom-Lobbyist Peter Hochegger. Beide Telekom-Vorstände sind nicht mehr bei der Telekom.

ÖIAG mit Telekom-Reaktion in der Causa zufrieden

Der Kursskandal kommt für die börsenotierte teilstaatliche Telekom zu einem denkbar schlechten Moment. Erst vor zwei Monaten hatte der Marktführer in einer millionenschweren Werbekampagne den Telekom-Festnetzsektor und die Mobilfunktochter Mobilkom unter dem Dach A1 zusammengeführt. Gleichzeitig hält sich am Markt hartnäckig das Gerücht, dass es zu einer Fusion von T-Mobile und Orange kommen könnte, wodurch die Telekom am Mobilfunksektor nur mehr die Nummer 2 wäre.

Der ehemalige Monopolbetrieb gehört noch zu 28 Prozent dem Staat, bisher hat sich Politik zu den Vorgängen noch nicht geäußert. Von der Staatsholding ÖIAG hieß es zuletzt zur APA, man vertraue auf die strafrechtliche Aufklärung und sei mit dem Betrag der Telekom dazu zufrieden. Die Telekom hatte vor wenigen Tagen einen 400 Seiten starken Bericht an die Staatsanwaltschaft Wien übergeben, in dem die bisherigen hausinternen Erkenntnisse zusammengefasst wurden. (APA)