Linz/Trier - Es war eine "finanzielle Geste", wie Landeshauptmann Josef Pühringer sagt, die Jenö Molnar vom Land Oberösterreich erhalten hat. 20.000 Euro für eine zerstörte Kindheit, das war dem heute 64-Jährigen zu wenig. Deshalb will er am 16. August beim Landesgericht Linz eine Klage gegen das Land einbringen. Molnar ist eines jener Opfer, die als Kinder in einem Heim des Landes zwischen 1948 und 1993 misshandelt worden waren. Die Kommission für Missbrauchsopfer von Heimzöglingen des Landes hat inzwischen in 51 Fällen Wiedergutmachung zuerkannt. 622.500 Euro hat das Land ausgezahlt.
Molnar, Sohn eines amerikanischen Besatzungssoldaten und einer aus Ungarn ins oberösterreichische Lambach geflüchteten Ungarin, wurde mit zehn Monaten seinen Eltern weggenommen, zum Vollwaisen erklärt und ins Heim gesteckt. Dort wurde er schikaniert, geprügelt und missbraucht. Die Jugendwohlfahrt setzte ihn dann als ausgelernten Bäckerlehrling ohne Papiere auf die Straße.
Seine Jahre im Landes-Kinderheim Schloss Leonstein hat Molnar in dem Buch Wir waren doch nur Kinder niedergeschrieben. Längst hat er seine Eltern gefunden und lebt im deutschen Trier, wo er ein Kopiergeschäft besitzt. Als Wiedergutmachung seines Verdienstentgangs als jahrzehntelanges U-Boot und wegen der fehlenden Altersvorsorge will er vom Land Oberösterreich mehr als nur besagte "finanzielle Geste". Konkret will er vom Land 1,6 Millionen Euro einklagen. Pühringer hat angekündigt, dass der Fall Molnar nochmals von der Kommission geprüft werde. (ker, DER STANDARD, Printausgabe, 1.8.2011)