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Polizisten vor einem ausgebrannten Haus in Clapham Junction in Südlondon

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Die Polizei überwältigt einen Mann in Clapham Junction im südlichen London.

Foto: AP/Simon Dawson

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Ein Vermummter in Hackney, im Osten von London, hat sich ein Schaukelpferd als Trophäe geschnappt.

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Zahlreiche Autos sowie Geschäfte und andere Gebäude wurden in Brand gesetzt.

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Die von den Ausschreitungen betroffenen Städte im Überblick.

Grafik: stepmap.de

London – Gewalttätige Ausschreitungen haben nach London inzwischen auch mehrere andere Städte Englands voll erfasst. Am Dienstagnachmittag berichtete die britische Polizei über ein erstes Todesopfer der Krawalle: Ein 26-jähriger Mann, der am Montag im Südlondoner Stadtteil Croydon eine Schussverletzung erlitten hatte, sei am Dienstag im Krankenhaus gestorben. Premierminister David Cameron hat indessen den Nationalen Sicherheitsrat zusammengerufen, um die Lage zu besprechen.

Der Himmel über der britischen Hauptstadt wurde in der Nacht auf Dienstag von zahllosen Bränden beleuchtet. Auch in Liverpool, Birmingham und zuletzt in Bristol gingen vermummte Randalierer auf die Straßen und setzten Fahrzeuge und Häuser in Brand.

Nach dem Norden und Süden Londons breitete sich die Gewalt in der Nacht auch auf den Westen und Osten der Metropole aus. "Was hier passiert, kann einfach nicht entschuldigt werden", sagte Scotland Yard-Chefin Christine Jones zu den Szenen auf den Straßen Londons.

Fußballspiele wurden abgesagt

Als vorbeugende Maßnahme gegen weitere Ausschreitungen wurden inzwischen mehrere Fußballspiele abgesagt: Sowohl das Freundschaftsspiel der englischen Nationalmannschaft gegen die Niederlande am Mittwoch als auch drei Liga-Cup-Spiele von Londoner Vereinen wurden verschoben.

In der vergangenen Nacht waren etwa in Ealing im Westen maskierte Jugendliche auf Raubzug gegangen und hatten dabei Mülltonnen in Brand gesetzt. Zahlreiche Schaufenster gingen zu Bruch, berichtete die Nachrichtenagentur PA (Press Association). "Es sieht aus wie in einem Kriegsgebiet", wurde ein Augenzeuge zitiert. In dem Gebiet waren zunächst nur wenige Polizisten im Einsatz.

Im Stadtteil Croydon brannte ein ganzer Straßenzug, aus einem Möbellager schlugen noch in der Nacht meterhoch die Flammen empor. Polizei und Feuerwehr schienen völlig überfordert. Auch in den Stadtteilen Clapham, Peckham, Hackney, Ealing und Lewisham gab es am Montag Krawalle. In Clapham stand in der Nacht zum Dienstag ein Wohnhaus in Flammen, die Bewohner wurden zum Verlassen des Gebäudes aufgefordert. In Essex ging in der Nacht ein Lager des Elektronik-Riesen Sony in Flammen auf, wie BBC berichtete.

Gewalt auch in Birmingham, Bristol, Liverpool

Mit Birmingham war am Montagabend erstmals auch eine Stadt außerhalb Londons betroffen. Dort plünderten Vermummte Juwelierläden und Elektronik-Geschäfte. In der Nacht zum Dienstag setzten sie eine Polizeiwache in Brand. In den frühen Morgenstunden wurden dann aus Bristol Unruhen gemeldet.

Aus Liverpool wiederum kamen in der Nacht erste Berichte über chaotische Szenen, die von der Polizei als "isolierte Ausbrüche von Unruhen" umschrieben wurden. Augenzeugen berichteten laut PA, dass mehrere hundert Vermummte in den Straßen vorbeifahrende Autos stoppten, die Insassen zum Aussteigen zwangen und anschließend die Fahrzeuge in Brand setzten.

450 Festnahmen

Insgesamt waren in London und Birmingham bis Dienstagnachmittag mehr als 450 Verdächtige festgenommen worden, teilte die Polizei mit. Die Polizei schickte in der Nacht zum Dienstag weitere 1700 Beamte in die "Krisengebiete" Londons. "Zu wenig und zu spät", sagte ein ausgeraubter Geschäftsinhaber dem BBC zu den Polizeieinsätzen (siehe Bericht: Kritik an Polizei nach Krawallen in London). Inzwischen hat jedoch die britische Innenministerin die Polizeitaktik verteidigt, weil keine Wasserwerfer eingesetzt worden waren.

Plündernde und brandschatzende Banden, die in der Nacht zum Sonntag im Nordlondoner Stadtteil Tottenham die Randale begonnen hatten, waren schon in der Nacht zum Montag in weitere Stadtteile weitergezogen. Auch Gruppen gewalttätiger Kinder zwischen 10 und 14 Jahren waren unterwegs. Vizepremierminister Nick Clegg sagte, die Randalierer seien "opportunistische Kriminelle".

Ergebnisse zu Tod von Mark Duggan am Dienstag

Die Krawalle hatten in der Nacht zum Sonntag im Problemviertel Tottenham begonnen. Zwei Tage zuvor war dort der 29-jährige Mark Duggan von einem Polizisten erschossen worden. Der vierfache Familienvater ist durch einen einzelnen Schuss in die Brust getötet worden. Das geht aus einer am Dienstag vorgestellten Untersuchung zum Tod Duggans hervor. Die weiteren Umstände seines Todes sollen von einer unabhängigen Untersuchungskommission geklärt werden. (red/APA)