Zagreb - Die kroatische Ministerpräsidentin Jadranka Kosor musste für ihre Rede am Staatsfeiertag, in der sie die erstinstanzlich wegen Kriegsverbrechen in Den Haag verurteilten Generäle Ante Gotovina und Mladen Markac begrüßte, sowohl im In- als auch im Ausland Kritik einstecken. Der serbische Präsident Boris Tadic sagte in einer Aussendung: "Keine Wahlkampagne und kein Machtkampf darf die Verherrlichung jener, die Kriegsverbrechen begangen haben, zum Ziel haben." Kosors Aussage trage nicht zur Entwicklung der nachbarschaftlichen Verhältnisse der beiden Länder bei, so Tadic.

Kritik in Kroatien kam von Kosors Koalitionspartner Milorad Pupovac von der serbischen Partei (SDSS). Er bezeichnete Kosors Grußworte als "besorgniserregend und gefährlich". Kosor entgegnete, es sei außerordentlich gefährlich gewesen, auf die letztjährige Forderung von Tadic, den Staatsfeiertag nicht zu feiern, nicht zu reagieren. Genauso sei gefährlich, das Tschetniktum zu verherrlichen, so Kosor in Anspielung auf das Wort gefährlich. "Wir haben gerade mit dem Sieg in dieser Aktion dem Tyrannen Milosevic die Zähne ausgeschlagen und gleichzeitig unseren Nachbarn die Tür zur Demokratie geöffnet", sagte Kosor.

Kosor verneinte am Sonntag vor Journalisten, dass sie Gotovina und Markac nur aus Wahlkampfzwecken zum Thema gemacht habe. Sie sei die einzige hohe Staatsbedienstete, die die beiden in Den Haag besucht habe, so Kosor. Gotovina und Markac wurden am 15. April zu 24 und 18 Jahren Haft verurteilt. Sie werden für die Vertreibung und Tötung von serbischer Zivilbevölkerung in der Krajina auf kroatischem Territorium verantwortlich gemacht. Die Militäraktion Sturm (Oluja) endete am 5. August 1995. Der Tag ist in Kroatien ein Staatsfeiertag.

Kosors Festrede vergangenen Freitag erntete tosenden Applaus, dem der Staatspräsident Ivo Josipovic nur zögerlich und sehr kurz einstimmte. Medien kommentierten, dass sich der Präsident nicht in Kosors Wahlkampagne einspannen lassen wolle.

Ob sie es zugibt oder nicht, verschärft Kosor die Wahlkampfrhetorik. So sagte sie, dass man die Opposition, die in Medien "Kukuriku-Koalition" genannt wird, unter anderem als "Grill" oder "Weißer Spritzer" ("Gemischt") - Koalition bezeichnen könne. Während sie sich dem Kampf gegen die Armut widme, sei die Opposition satt, sagte die Regierungschefin darauf anspielend, dass sich die Oppositionsparteien regelmäßig in Gasthäusern treffen. (APA)