"Sleeper Cell" ab Dienstag, 23.55, ATV

Foto: Showtime

Die Terroranschläge vom 11. September 2001, die sich bald zum zehnten Mal jähren, und die darauffolgenden Kriege in Afghanistan und dem Irak hatten auch Folgen am US-Serienmarkt. Bald tummelten sich allerlei hochtechnisierte Antiterroreinheiten und moralisch einwandfreie Soldatenhelden auf den TV-Schirmen, um an die Bedrohungen zu erinnern, die hohe Kriegskosten, Guantánamo und tote US-Soldaten rechtfertigen sollen. Das Pentagon, das sich natürlich auch in Hollywood engagiert, schrieb zu dieser Zeit wohl an noch mehr Drehbüchern mit als sonst.

Eine der unmittelbarsten und interessantesten 9/11-Verarbeitungen ist die Serie "Sleeper Cell", die ATV ab Dienstag zeigt. Die Geschichte um den muslimischen Agenten Darwyn, der eine islamistische Terrorzelle unterwandert, zeichnete ein halbwegs differenziertes, für Mainstream-Fiction schon fast aufklärerisches Islam-Bild. Die Terroristen erscheinen hier nicht als Schmalspur-Bin-Ladens, sondern als Kinder eines globalisierten Gesinnungsnetzwerks: Ein Bosnier, ein Franzose, selbst ein irregeleiteter Abkömmling der (weißen) amerikanischen Mittelschicht sind unter den Gotteskriegern.

Das Bemühen, ein Innenleben islamistischen Terrors darzustellen, zeigte aber auch, dass man wenig Vorstellung davon hat. Das fremde Wesen "Schläferzelle" geriet zum Agentenklub mit negativem Vorzeichen - als hätte Jack Bauer von 24 die Seiten gewechselt. Dennoch gehören die 18 Folgen von Sleeper Cell zu den klügeren Verarbeitungen des Traumas. Mittlerweile hat sich der "Krieg gegen den Terror" in Serienform ausgedünnt. Selbst Folterknecht Jack Bauer ist nach acht harten Jahren Propagandadienst abgetreten. (Alois Pumhösel/DER STANDARD; Printausgabe, 8.8.2011)