Steil, aber kurz war die Karriere von Gernot Schieszler in der Telekom Austria. Der ehemalige Festnetz-Finanzchef dürfte bei PR-Aufträgen und Kurspflege eine entscheidende Rolle gespielt haben.

Foto: Matthias Cremer

Wien - Um sein Vorstandsmandat als Finanzchef der Telekom-Austria-Festnetzsparte TA TA AG gebracht hat Gernot Schieszler letztlich eine "Success Fee". Das Erfolgshonorar sei 2008 dem primär im Rüstungsgeschäft tätigen Lobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly bestimmt gewesen sein - für das Ausloten von Expansionsstrategien im von Umsatzrückgängen gebeutelten TA-Festnetz in Südosteuropa.

Die Festnetzexpansion blieb eine Fiktion. Als aber der zum TA-Generaldirektor aufgestiegene langjährige Mobilfunk-Marketing-Chef Hannes Ametsreiter 2009 von dem Auftrag Wind bekam, war es vorbei mit Schieszlers TA-Karriere. Er musste von der TA-Spitze weichen, nachdem er mit Aussagen über Maßnahmen zum Arbeitsplatzabbau aufgefallen war, die der Betriebsrat als Mobbing bezeichnete. Nun taucht erneut der Name Mensdorff auf, allerdings im Prüfbericht des von der TA zwecks Aufklärung dubioser Zahlungen an den langjährigen PR-Berater Peter Hochegger engagierten Wirtschaftsprüfers Deloitte. Auf 400 Seiten sind zahlreiche Zahlungen und Aufträge aufgelistet, die den Forensikern im Zusammenhang mit der Causa Hochegger/Valora als dubios aufgefallen sind.

Mit forensischen Methoden systematisch untersucht wurden laut TA 3,5 Millionen Datensätze und über eine Million Dokumente. Das bisher kolportierte Volumen an dubiosen Aufträgen und Zahlungen von 25 Mio. Euro wurde dabei nicht bestätigt, sagt die TA, wohl aber die bereits identifizierten neun Millionen Euro. Sie will die TA als Privatbeteiligte in einem allfälligen Prozess gegen Hochegger einklagen. Der Bericht geht an die Staatsanwaltschaft Wien, eingeschaltet wurde auch das Bundesamt für Korruptionsbekämpfung. Vermutet wird auch eine Achse zwischen dem (im Juli 2008 zurückgetretenen) TA-Festnetzvorstand Rudolf Fischer und Walter Meischberger und Peter Hochegger, die als "Gelddrehscheibe" gedient hätte. Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.

Hier schließt sich der Kreis, denn Fischer und Schieszler sind zentrale Figuren in der Causa rund um mutmaßliche Kursmanipulationen, die dem früheren TA-Vorstand rund um Heinz Sundt (und 150 Führungskräften) 2004 zu Erfolgsprämien im Volumen von neun Millionen Euro verholfen haben. Zumindest Fischer sei über die vom Brokerhaus Euro Invest getätigte Kauforder informiert gewesen, berichtet Profil unter Berufung auf Ermittlerkreise. Fischer - er hat wie seine Ex-Vorstandskollegen Boris Nemsic und Stefano Colombo 320.000 Euro Prämie lukriert - habe aber erst im Nachhinein vom Aktienkauf knapp vor Börsenschluss erfahren, der die TA-Aktie über die notwendigen 11,70 Euro getrieben hat. Schieszler soll Bote zwischen den Akteuren gewesen sein. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Printausgabe, 8.8.2011)