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Daheim über Numerus clausus gestolpert, in Österreich ein Streber.

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Zu erkennen ist er daran, dass er "Kommilitone" sagt anstatt Studienkollege. Oder "Abitur" anstatt Matura. Und nach der Vorlesung geht er in die "Kneipe" und meint eigentlich ein Beisel. Jedoch am allerschlimmsten: Ein richtig gutes Studentenfestl ist für ihn "eine fette Fete".

Der deutsche Student an der heimischen Uni fällt aber noch durch ein paar andere Besonderheiten auf. Wenn er hierzulande das erste Mal inskribiert, ist er schon 21 - und nicht wie der einheimische Anfänger zwischen 19 und 20 Jahre alt. Dazu belegt er am liebsten Psychologie, gleich gefolgt von Medizin und Wirtschaftswissenschaften - und das meist, weil er daheim den erforderlichen Notenschnitt dafür nicht geschafft hat, also über den strengen Numerus clausus gestolpert ist, der längst an deutschen Hochschulen herrscht. Zum Vergleich: Wir Ösis studieren am liebsten Jus - und danach kommen auch für uns gleich Medizin und Wirtschaftswissenschaften, wohlgemerkt.

Im abgelaufenen Studienjahr saßen in Österreichs Hörsälen unter den insgesamt 284.000 Studenten jedenfalls bereits 24.100 Piefke ... äh sorry: deutsche Bundesbürger muss das natürlich heißen. Im kommenden Herbstsemester drohen es noch deutlich mehr zu werden, denn: Bei unserm lieben großen Nachbarn ist seit 1. Juli die Wehrpflicht ausgesetzt, und die dortige Bildungsreform, allen voran die der Spezln, der Bayern, produziert auch noch doppelte Maturajahrgänge. Fazit: An der Uni Salzburg haben sich jetzt schon mehr deutsche als österreichische Studierwillige angemeldet, in Innsbruck liegen die Deutschen mit Inländern gleichauf - und das, obwohl die Anmeldefrist noch bis Ende August andauert.

Das wirft unweigerlich diese Frage auf: Ist der deutsche Student auch noch ein arger Streber?

Ob sein Maturazeugnis so viel besser ist, steht jedenfalls nicht fest. Weder das Wissenschaftsministerium noch die Hochschülerschaft noch die Statistik Austria haben dies jemals erhoben.

Bleibt noch der Vergleich, wer denn hier schneller studiert. 11,3 Semester braucht der deutsche Student im Schnitt für sein Diplom, der hiesige 12,6 Semester. Auch beim Bachelor ist er leider flinker: 6,7 Semester im Vergleich zu 7,7 Semestern. Und selbst beim Doktorat schlägt Deutschland Österreich - und zwar mit einem klaren 7,0:7,3!

Österreichische Studierende: Denkt fest an Córdoba - und legt euch ab sofort ins Zeug! (Nina Weißensteiner, STANDARD-Printausgabe, 6./7.8.2011)