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Angeschlagen: Italiens greiser Premier Silvio Berlusconi.

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Rom - Während die Talfahrt der Mailänder Börse kein Ende zu nehmen scheint, gerät Italiens Premier Silvio Berlusconi politisch immer stärker unter Druck. Gewerkschaften und Oppositionsparteien fordern den Rücktritt des politisch angeschlagenen Medienzaren. Damit könne Italien auf internationaler Ebene ein Zeichen des Neubeginns setzen und auf ein Ende der spekulativen Angriffe hoffen, argumentieren sie. "Italien kann nur mit einer klaren politischen Wende wieder an Glaubwürdigkeit gewinnen", betonte Oppositionschef Pierluigi Bersani.

Die oppositionelle Demokratische Partei (PD, stärkste Oppositionspartei) schlägt wegen des flauen Wirtschaftswachstums im Land Alarm. Im zweiten Quartal 2011 sei Italiens Bruttoinlandprodukt (BIP) um lediglich 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal gewachsen. Im ersten Quartal war das BIP nur um 0,1 Prozent gestiegen. "Italien lahmt. BIP- und Produktionswachstums sind die niedrigsten in Europa. Unter dem Druck der Spekulation der Finanzmärkte droht uns der Zusammenbruch. Familien und Unternehmen fühlen sich im Stich gelassen", kommentierte der PD-Parlamentarier Enrico Farinoni.

Die Regierungskoalition weist die Rücktrittsappelle an Berlusconi entschieden zurück. "Es ist verantwortungslos, in dieser kritischen Phase Berlusconis Rücktritt zu verlangen. Das Kabinett hat die Pflicht, so rasch wie möglich Initiativen zur Ankurbelung des Wirtschaftswachstums zu ergreifen und die vom Parlament beschlossenen schuldeneindämmenden Maßnahmen umzusetzen. Italien kann sich jetzt keine Regierungskrise erlauben", kommentierte der Fraktionschef von Berlusconis Partei PdL ("Volk der Freiheit") in der Abgeordnetenkammer, Fabrizio Cicchitto.

Kritisch gegenüber den Rücktrittsforderungen der Opposition zeigte sich auch Landwirtschaftsminister Saverio Romano. "Das ist nicht die Zeit für eine politische Wende. Eine Regierungskrise würde Italien in den Bankrott treiben", kommentierte der Minister.

Inzwischen will Berlusconi für einen "Pakt für Wirtschaftswachstum" arbeiten, der im September mit den Sozialpartnern abgeschlossen werden soll. Der Premier strebt einen raschen Konsens mit Gewerkschaften und Arbeitgebern über eine umfassende Reform des Arbeitsmarktes an. Bis Ende September will er eine Übereinkunft unter Dach und Fach bringen, sagte der Regierungschef, der unter anderem seine Steuerreform rasch umsetzen will. Die hohen Zinsen, die Italien zahlen muss, und das niedrige Wirtschaftswachstum könnten die bereits riesigen Staatsschulden des Landes weiter ausufern lassen, warnte Berlusconi. (APA)