Für eine Bruttomillion fischte sich ein New Yorker Sammler Lucio Fontanas "Concetto Spaziale" (1956) vom Kölner Markt.

Foto: Villa Grisebach
Grafik: Standard

Mittelware ist ein von Protagonisten des Kunstmarktes gern strapazierter Terminus. Die Auslegung der wahlweise über die Wert- oder Qualitätsstufe schubladisierten Ware Kunst ist allerdings relativ. In der Internationale umfasst sie eine von 60.000 bis eine Million Euro recht elastische Preisklasse und bildet das Kernsortiment. In Kontinentaleuropa beginnt dieses Segment je nach Sparte schon bei 5000 bzw. 15.000 Euro, zählt man Objekte ab einem Gegenwert von etwa 100.000 Euro zur gehobenen Kategorie und wird das Spitzenfeld bereits bei 300. 000 Euro eröffnet.

In Deutschland und Österreich gehört das untere Ende der Mittelware aufgrund latenter Nachfrageschwäche allerdings zunehmend zu den Sorgenkindern, vor allem dann, wenn diesen vermeintlichen Schnäppchen selbst unter fantasievollen Verrenkungen kein Qualitätsquäntchen mehr zugestanden werden kann. Aber dort, wo die Bewertung des Angebotes in einem angemessenen Verhältnis zur Güte steht, verzeichnet die Branche zum Teil sogar steigende Nachfrage, wie die Zwischenbilanz für Deutschland belegt.

Am Beispiel der in München, Köln und Berlin angesiedelten Auktionshäuser, die seit Anfang des Jahres wenn nicht Zuwächse, dann wenigstens achtstellige Umsätze verzeichnen konnten: An die Spitze setzte sich Villa Grisebach (Berlin), die im Zuge ihrer Frühjahrsauktionen 23 Millionen Euro und damit ein Umsatzplus gegenüber 2010 von satten 65 Prozent notierten. Zeitlich perfekt zum 25-jährigen Gründungsjubiläum passend dominiert man auch das Ranking der zehn höchsten in deutschen Auktionssälen verzeichneten Zuschläge.

Via Köln nach Indonesien

In Köln konnte Van Ham sein Einspielergebnis um 25 Prozent steigern und darf dank des einzigen Netto-Millionen-Zuschlags (siehe Tabelle) nun seine "Galerie der Rekorde" aktualisieren. Bereits 2005 hatte ein 1840 datiertes Gemälde (Die Löwenjagd) Raden Salehs, ein in Europa zum Maler ausgebildeter javanischer Prinz, mit 805.000 Euro für Furore gesorgt. Mitte Mai übertraf nun In letzter Not die monetären Erwartungen (400/600.000) um ein Vielfaches. Jahrzehntelang hing der exotische Schinken zuerst im Konferenzzimmer einer Textilfirma im Ruhrgebiet, bis er als authentisches Werk des Künstlers identifiziert wurde. Für stattliche 1,95 Millionen Euro wanderte es jetzt Richtung Indonesien ab.

Bei Lempertz (Köln) summierte sich die Nachfrage - darunter mit 160 Prozent nach Wert beachtlich für präkolumbianische Kunst - auf 24,5 Millionen Euro (ggb. 26 Mio 2010). Und Ketterer Kunst (München) konnte mit zwölf Millionen an die gleichlautende Vorgabe aus 2010 anknüpfen. (Olga Kronsteiner, DER STANDARD/ALBUM - Printausgabe, 6./7. August 2011)