Seit Mitte Mai beherbergt der Glaspavillon der Adria Wien am Donaukanal eine besondere Installation: Ein Hotelzimmer aus dem Hilton in Wien, das der oberösterreichische Künstler Joachim Eckl mit sechs weiteren Zimmern im Jahr 2002 bei einer großen Auktion des Hilton-Inventars ersteigert hatte.

Foto: Jasmin Al-Kattib

So detailgetreu abgebaut wie Joachim Eckl hat die Zimmer kein anderer Käufer. Nicht nur alle Möbel, auch die Bilder, den Teppichboden, die Lampen, Decken, Türen, Schlüssel und die Badeinrichtung samt Armaturen schaffte Eckl mit einem Pferdetransport von Wien ins Mühlviertel.

Foto: Jasmin Al-Kattib

"Für mich war von Anfang an klar, dass ich die Zimmer eins zu eins übertragen möchte, wie bei einer Transplantation von einem Organ", erklärt Eckl die Idee, mit den Hilton-Zimmern nicht nur neue Räume, sondern auch neue Möglichkeitsräume zu schaffen. Vier der Zimmer sind in seiner "Heim.Art"-Station in Neufelden fix installiert.

Foto: Jasmin Al-Kattib

Ein weiteres Zimmer wurde in ein Abbruchhaus in Linz für eine tschetschenische Familie eingebaut, eines steht jetzt hier an der Adria Wien. Nur das siebte Zimmer hat Eckl "wie ein Leichenfledderer verteilt", da wurden mal ein Spiegel, mal eine Lampe oder ein Schlüsselanhänger aus dem Hilton zu Geschenken für gute Freunde.

Foto: Jasmin Al-Kattib

Beim Projekt "Zimmer zu verschenken" geht es dem Künstler um die Idee, einen "Freiraum mit Geschichte" anzubieten und damit einen Gedankenimpuls zu geben: Was soll mit dem Zimmer passieren? Jeder, der es gerne haben möchte, kann per Gästebuch oder Email eine Verwendungsidee vorschlagen.

Foto: Jasmin Al-Kattib

"Eine Frau hat geschrieben, dass sie das Zimmer gerne ins Haus ihrer Eltern einbauen möchte. Ihr Vater hat sein Leben lang nur gearbeitet, darum waren ihre Eltern nie richtig auf Urlaub. Jetzt sind sie über 80 und nicht mehr mobil. Das Hotelzimmer zu Hause soll ihnen ein Gefühl von Urlaub geben", erzählt Eckl von einer Nutzungsidee.

Foto: Jasmin Al-Kattib

Der Künstler ist begeistert: "Mit Möbeln kann man auch Ideen möblieren!" So gab es auch die Idee, das Zimmer als Hotelrezeption zu verwenden, ein ägyptischer Autor möchte darin seinen Roman fertig schreiben, und aus Deutschland kam der Vorschlag, das Zimmer im Rahmen eines Roma-Projekts als wandernden Ideen-Raum zu nutzen.

Foto: Jasmin Al-Kattib

Am 10. September 2011 um 14 Uhr werden alle Interessenten eingeladen und es wird gemeinsam unter der Leitung von Joachim Eckl in einer Diskussion entschieden, wer das Zimmer bekommen wird. Bis dahin steht das "Adria-Hilton" weiterhin allen Besuchern offen und wird ab und zu als Veranstaltungsort genutzt.

Foto: Jasmin Al-Kattib

Auf die Frage, ob er sich auch ein paar Möbel für sich genommen habe, antwortet der Künstler lachend: "Nein, um Himmels Willen, ich wohne ganz anders!" Und fügt hinzu: "Aber das ist überhaupt nicht als Abwertung der Möbel gemeint. Meinen Eltern zum Beispiel würden sie sehr gefallen." (Jasmin Al-Kattib, derStandard.at, 5. August 2011)

Foto: Jasmin Al-Kattib

Zimmer zu Verschenken!
Ein Projekt von Joachim Eckl in Kooperation mit dem Adria-Team Wien

Nutzungsideen können noch bis spätestens 10. September 2011 ins Gästebuch vor Ort geschrieben oder per Email an meinhiltonzimmer@heimart.at geschickt werden.

Links

www.heimart.at
www.adriawien.at

Foto: Jasmin Al-Kattib