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An der Medizin-Uni Wien regeln Aufnahmsprüfungen wie hier den Zustrom ausländischer Studenten. Andere Hochschulen müssen sich auf Platzmangel einstellen.

Foto: dapd/strauss

Mehr deutsche Studienanfänger an Österreichs Universitäten.

Grafik: DER STANDARD

Wien - Österreichs Universitäten rechnen mit einem heftigen Ansturm deutscher Studenten: Weil Bayern die Gymnasiumszeit um ein Jahr verkürzt hat, fehlen den deutschen Hochschulen die Studienplätze für zwei Jahrgänge an Abiturienten, die gleichzeitig fertig werden - viele von ihnen werden nach Österreich ausweichen.

Dreißig Prozent mehr deutsche Studienanfänger in Österreich als im Vorjahr 2010 erwartet das deutsche Centrum für Hochschulentwicklung (CHE). Ersichtlich wird das durch die in diesem Jahr erstmals eingeführte Voranmeldefrist an den österreichischen Unis.

In Salzburg gibt es bisher mehr Voranmeldungen aus Deutschland als aus Österreich: 43 Prozent Deutsche stehen 39 Prozent Österreichern gegenüber. Im Studienfach Psychologie, das mittels Aufnahmsprüfung auf 200 Studienplätze beschränkt ist, kommen sogar 77 Prozent der Anmeldungen aus dem Nachbarland.

Die Salzburger Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (SPÖ) bekräftigt einmal mehr ihre von der roten Parteilinie abweichende Ansicht: Sie spricht sich dafür aus, dass der Uni-Zugang generell "gesteuert" werden soll. In der jetzigen Form sei der freie Zugang ohnehin nur "eine Illusion" , sagte sie der Presse.

Mit dieser Forderung hat sie sich jedoch einmal mehr eine Abfuhr von ihrer Partei eingefangen. "Die SPÖ Position bleibt klar: Wir sind gegen Zugangbeschränkungen" , sagt Bundesgeschäftsführerin Laura Rudas. Das Ziel müssten mehr und nicht weniger Studenten sein. Statt den Zugang zu beschränken, gelte es, die neue Studieneingangs- und Orientierungsphase "mit Leben zu füllen" .

Wirtschaftskammer und ÖVP hatten Burgstallers Vorstoß hingegen begrüßt. Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (ÖVP) bekräftigte seine Forderung nach Zugangsregeln und Studienbeiträgen. "Zugangsregeln sind international üblich und würden die österreichischen Unis aus der unzumutbaren Situation befreien, ihre Kapazitäten nicht leben zu dürfen."

Probleme mit Studienplätzen drohen nicht nur in Salzburg, sondern auch an den anderen Universitäten. Die Haupt-Uni in Wien verzeichnet einen deutlichen Anstieg sowohl von deutschen als auch von österreichischen Interessenten: Obwohl die Anmeldefrist noch bis Ende August läuft, gibt es schon jetzt doppelt so viele Voranmeldungen wie letztes Jahr Studienbeginner.

Diese Zahlen könnten sich im Herbst allerdings noch relativieren, da es möglich ist, sich an mehreren Hochschulen und für mehrere Studien anzumelden.

In Innsbruck gibt es fast so viele Voranmeldungen aus Deutschland (1325) wie aus Österreich (1438). Weniger sind es in Graz, dort haben sich bis jetzt 335 als Neuanfänger zum Bachelorstudium Psychologie angemeldet - weniger als ein Drittel waren deutsche Staatsbürger.

Das Interesse ist übrigens einseitig: An der Universität München beträgt der Anteil österreichischer Studierender gerade einmal ein Prozent. (mika, cms, ver, DER STANDARD; Printausgabe, 5.8.2011)