Verteidigungsminister Darabos ist zuversichtlich, dass der für Anfang September geplante Besuch bei seinem deutschen Kollegen Thomas de Maizière Argumente für ein Freiwilligenheer liefern wird. Darabos hatte vor Monaten eine Reform des österreichischen Bundesheeres und eine Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht gefordert (derStandard.at berichtete).

In Deutschland wurde ebendiese am 1.7.2011 offiziell "ausgesetzt", ab sofort muss niemand mehr den Wehrdienst "gegen seinen Willen" antreten. Begleitet wurde die Abschaffung von sicherheitspolitischen Bedenken - die Befürchtung stand im Raum, nicht genug Freiwillige würden rekrutiert werden.

Österreichisches Verteidigungsministerium: "Rekrutierung in Deutschland läuft gut"

Verteidigungsminister Darabos hat sich laut Aussendung "diese Woche über die Rekrutierung in Deutschland informiert". Er nennt dabei die Zahl von "13.000 Freiwilligen, die angeworben werden konnten". Weiters beklagt sich Darabos, dass die Lage in hiesigen Medien negativer dargestellt werde, als sie tatsächlich sei.

Tatsächlich musste die deutsche Regierung ihre Erwartungen bezüglich der Rekrutierung für eine Freiwilligenarmee mehrfach nach unten adjustieren: So hatte der ehemalige deutsche Verteidigungsminister zu Guttenberg, unter dem die Reform beschlossen wurde, ursprünglich noch von 15.000 Freiwilligen pro Jahr geträumt. Sein Nachfolger de Maiziere hatte diese Zahl rasch auf ein Drittel gesenkt.

Tatsächlich nur 3400 neue Freiwillige

Am 1.7. traten nun 3419 neue Freiwillige in den Dienst ein, wie "Die Zeit" berichtet. Die von Darabos genannte Zahl von 13.000 Freiwilligen besteht neben diesen 3.400 neuen Rekruten aus ehemaligen Wehrpflichtigen, die noch durch das alte System rekrutiert wurden. Sie haben ihre Wehrpflicht verlängert oder fallen schlicht noch in die alte Regelung.

Der Anwerbungserfolg der deutschen Streitkräfte ist also um einiges geringer als erhofft. So schreibt auch der Spiegel, dass das Interesse junger Leute am freiwilligen Wehrdienst "denkbar gering sei". Außerdem wurde nun bekannt, dass mehr als 10 Prozent der 3.419 neu angeworbenen Freiwilligen ihren Dienst bereits wieder quittiert haben. 440 von ihnen sind bereits wieder ausgeschieden. (Fabian Schmid, derStandard.at, 2.8.2011)