Am Boulevard ist der Ton bekanntermaßen rau, entsprechend ruppig fiel der Beitrag von "Österreich"-Herausgeber Wolfgang Fellner zur Debatte über journalistische Ethik und die Gewichtung öffentlicher Inseratenvergaben in österreichischen Medien aus. In einem Leitartikel in der Sonntagausgabe zieht Fellner gegen "Journalistische Bettnässer" - so der Titel - vom Leder. Wegen des Erfolgs von "Österreich", "Krone" und "Heute" würden die Chefredakteure des "Kurier" und einiger Bundesländer-Zeitungen, etwa die "Kleine Zeitung", die eigene Branche "anpinkeln", so sein Schluss.

"Hier werfen Leute mit Kieselsteinen, die im Glashaus sitzen"

Der Grund für die Attacke sind Vorwürfe der Zeitungsherausgeber an der Inseratenvergabe von Regierung und staatsnahen Betrieben, die zu einem großen Teil den drei Wiener Boulevardzeitungen zufließen sollen. Fellner reagiert darauf und die inhärente Anschuldigung, damit ließe sich Berichterstattung "erkaufen", empfindlich: "Hier werfen Leute mit Kieselsteinen, die selbst im Glashaus sitzen", schreibt er. "Im Gegensatz zu 'Kurier' und 'Kleine' ist 'Österreich' 100-prozentig unabhängig." Er habe die Zeitung "mit eigenem Geld auf eigenes Risiko aufgebaut".

"Kurier" als "subventioniertes VP-Parteiorgan"

Den "Kurier", der rund zur Hälfte Raiffeisen gehört, bezeichnet er im Gegenzug als "ein mit vielen Millionen versteckt subventioniertes VP-Parteiorgan", die "Kleine Zeitung", die dem Medienkonzern Styria Media Group gehört, gehöre "in Wahrheit der Kirche", und habe "über Jahre hinweg für ihre ÖVP-nahe Berichterstattung von ÖVP-Ministerien unverschämt viel Inseratengeld kassiert".

Fellners Conclusio: "So sieht also die Wahrheit aus: Zwei Chefredakteure von 'Kurier' und 'Kleine' pinkeln die Konkurrenz an, halten beim Kassieren aber selbst kräftig die Hand auf."

Hintergrund der Attacke gegen die "Kleine Zeitung" dürfte ein Bericht über "Üble Sitten am Boulevard" sein, in der ein anonymer FPÖ-Politiker davon berichtet, Fellner sei bei Parteichef Heinz-Christian Strache wegen Inseraten in Höhe von 60.000 Euro "persönlich auf der Matte gestanden". Der Chefredakteur des "Kurier", Helmut Brandstätter, wollte die Anwürfe nicht kommentieren: "Auf das Fäkalniveau des Herrn Fellner begebe ich mich nicht. Den Rest prüfen die Anwälte", so Brandstätter. (APA)