Sturmhaube mit respekteinflößendem Löwenvisier: Sie gehörte dem Tiroler Erzherzog Ferdinand II.

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Innsbruck - Die alten Römer (und Griechen) waren im Mittelalter verpönt. Ihre Götter und Denkmäler galten als heidnisch, ihre Statuen wurden als Götzenbildnisse gesehen und zerstört. Mitte des 15. Jahrhunderts entflammte dann in Italien aber eine Begeisterung für das Altertum. Die prachtvollen Bauten und Kunstgegenstände wurden unter Schutz gestellt, verehrt und in der Folge eifrig kopiert. Alles Römisch-Griechische wurde idealisiert und gesammelt.

Ein leidenschaftlicher Sammler solcher Kunst war der Tiroler Renaissancefürst Erzherzog Ferdinand II. (1529-1595), Urenkel Kaiser Maximilians I. und Neffe Kaiser Karls V. Einerseits nannte er einige antike "Originale" - damals schon Antiquitäten genannt - sein Eigen. Andererseits ergötzte er sich an antikisierenden zeitgenössischen Werken. Seine unschätzbare Sammlung von Gemälden, Statuen und Büsten, kunstvollen Büchern, Münzen, prächtigen Rüstungen und Harnischen ist jetzt Herzstück der Sonderausstellung "All' Antica. Götter & Helden auf Schloss Ambras" des Kunsthistorischen Museums.

Ferdinand II. war fasziniert von Herkules, dem muskelbepackten Helden aus der Antike. So ließ er sich gerne mit dessen Attributen, der Keule und dem Löwen, abbilden. Ferdinands meisterlich gearbeiteter Brustharnisch, auf dem Herkules' Kampf mit dem Löwen abgebildet ist, der Helm mit dem Löwenvisier und der Rundschild mit dem Haupt der Medusa sind Prunkstücke der Ausstellung.

Ein Kupferstich bezeugt, dass Ferdinand zu Turnieren im römischen Triumphzug erschienen ist, verkleidet als Göttervater Jupiter. Aus seiner wertvollen Bibliothek stechen zwei besondere Bücher hervor: das Nürnberger Kunstbuch von Albrecht Dürer, und ein Nachschlagewerk, das das gesamte medizinische Wissen der griechischen Antike enthält. Bis 25.9.
(Dorothea Nikolussi-Salzer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30./31. Juli 2011)