Auf seiner Homepage spielt Königshofer noch den "Königstiger", die FPÖ hat - wie ein Screenshot zeigt - seinen Lebenslauf bereits getilgt. Gaben mutmaßliche Kontakte zu einer Neonazi-Site den Ausschlag?

Foto:

Bild nicht mehr verfügbar.

Spricht "als Deutscher": FP-Abgeordneter Neubauer.

Foto: APA/Behringer

Bild nicht mehr verfügbar.

Kannte Königshofer als "höflichen Mann": FP-Winter.

Foto:APA/Schlager

Wien - "Ich habe ihn immer als gescheiten, höflichen Mann erlebt", beschreibt FPÖ-Parlamentarierin Susanne Winter ihren am Donnerstag aus der FPÖ ausgeschlossenen Ex-Klubkollegen Werner Königshofer. Der Tiroler Politiker war nach radikalen Einträgen auf seiner Facebook-Seite und seiner Homepage, wo er etwa das Massaker in Norwegen in Relation zu Abtreibungen stellte, von Parteichef Heinz-Christian Strache ausgeschlossen worden.

Als radikal habe Winter, die rechtskräftig wegen Verhetzung und der Herabwürdigung religiöser Lehren verurteilt wurde, den Kollegen Königshofer nie wahrgenommen: "Seine Wortmeldungen waren immer in Ordnung und sind auch im Klub nie von irgendeiner Seite beanstandet worden", erinnert sich Winter, ergänzt aber: "Die Entscheidungen der Parteispitze sind sakrosankt, und ich bin sicher, man wird uns über die Gründe informieren."

Ob Königshofer Kontakt zu Neonazis habe, wisse sie aber "schlichtweg nicht". In Straches Aussendung zum Rausschmiss Königshofers ist auch von dessen "unakzeptablen Freundeskreisen" die Rede.

Auf Facebook-Freunde angesprochen, die Winter am Freitag noch mit Königshofer teilte, meint die Politikerin zum Standard: "Ich darf Sie bitten, vielleicht morgen wieder auf meine Facebook-Seite zu schauen." Es sei einfach sehr schwierig, die vielen Freunde zu verwalten: "Wer Rechtsanwälte sind, wer Priester oder Neonazis, kann man nicht immer verifizieren", so Winter wörtlich.

Parteiinsider glauben, dass die Facebook-Führung Königshofers nicht der wahre Grund für seinen Ausschluss war, sondern Kontakte zu ebenjener Neonazi-Seite, wegen der der bekennende Neonazi Gottfried Küssel in Untersuchungshaft sitzt. In der laufenden Woche musste Königshofer in dieser Causa nämlich die nächste Niederlage hinnehmen. Königshofer darf demnach nicht mehr behaupten, dass es Rufmord sei, wenn der Kripo-Beamte Uwe Sailer sage, Königshofer arbeite mit den für die rechtsradikale Homepage Verantwortlichen zusammen.

Die Grazerin Winter ist wie auch andere Klubkollegen, etwa der Linzer Werner Neubauer, Sympathisantin der islamfeindlichen Bewegungen Pro NRW (Nordrhein-Westfalen) und Pro Köln. Erst im Mai sei sie bei einer Muttertagsveranstaltung von Pro Köln gewesen, erzählt sie. Diese Gruppe war unter den hunderten, an die Anders Breivik, der geständige Attentäter von Oslo, sein 1500-seitiges "Manifest" geschickt hatte. Warum er das tat, könne Winter nicht sagen: "Ich bin ja kein Psychiater, obwohl ich gerne einer geworden wäre."

Auf Youtube findet man Auftritte Neubauers bei Pro NRW, wo der Abgeordnete das Publikum mit "Liebe deutsche Landsleute, ich darf das sagen, weil ich Deutscher bin", begrüßt und für die Einladung dankt, die ihn "in meine Heimat zurückgebracht" hat.

In der Rede von der Anti-Minarett-Konferenz 2010, mit der Neubauer auch im Bericht des deutschen Verfassungsschutzes zitiert wird, macht sich Neubauer über homosexuelle Politiker lustig und behauptet, man habe in Wien "den jahrhundertelangen Brauch des Nikolo abgeschafft". Eine falsche Behauptung, die auch der Attentäter im "Manifest" aufstellt.

Neubauer ist - wie sein Ex-Kollege Königshofer - einer jener FP-Politiker, denen der Kriminalist und Datenforensiker Sailer Kontakte zur Neonazi-Seite Alpen-Donau.info nachweisen will. In einer Eingabe Neubauers in dieser Causa an das Landesgericht Linz soll sich Neubauer laut Sailer "verredet" und so selbst bewiesen haben, dass er in eine Internetfalle (Honey-Pot) getappt sei.

Stellung beziehen wollte Neubauer zu alldem nicht: "Ich habe Ihnen nichts zu sagen", meint er beim Versuch des Standard, ihn telefonisch zu kontaktieren.

Der Oberösterreicher Neubauer kommt aus der Linzer FPÖ, deren aktueller Klubobmann Sebastian Ortner früher unter anderem Namen aktiv in Gottfried Küssels Neonazi-Gruppe Volkstreuer außerparlamentarische Opposition (Vapo) war. In seiner Eingabe an das Landesgericht Linz zeichnet Neubauer ein fast dämonisches Bild des Polizisten Sailer, der seit Jahren die heimische Neonazi-Szene beobachtet. Neubauer beschreibt wörtlich, wie ein Bild Sailers auf seinem PC "höhnisch zu grinsen begann und sodann der ganze Bildschirm rot wurde".(Colette M. Schmidt, DER STANDARD, Printausgabe, 30./31.7.2011)