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Spanische Demonstranten machen in Madrid gegen soziale Einsparungen mobil.

Foto: APA/EPA/Naranjo

Die Atempause für die Eurozone ist vorbei: Italien und Spanien geraten stärker unter Druck. Selbst die Beteiligung Roms an der nächsten Hilfszahlung für Griechenland wackelt.

Österreich profitiert derweil von den anhaltenden Turbulenzen in der Eurozone, aber auch vom Dauerstreit ums US-Budget. Die Zinsen für die Staatsschulden der Republik sind deutlich gesunken. In den vergangenen Wochen haben unzählige Anleger ihr Geld aus den Euro-Krisenländern auf der Suche nach sichereren Investments abgezogen. Die Nachfrage nach österreichischen Staatsanleihen hat stark zugenommen.

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Madrid/Brüssel - Die Eurozone war am Freitag mit einem ganzen Bündel von schlechten Nachrichten konfrontiert. Begonnen hatte wieder einmal alles mit der Notiz einer US-Ratingagentur: Um Punkt 7 Uhr 17 verschickte Moody's eine Aussendung, in der sie Spanien die Herabstufung seiner Bonität androhte.

Als Grund dafür nannte die Ratingagentur die hohen Zinsen, die Madrid Investoren derzeit bieten müsse, um an neue Kredite heranzukommen. Außerdem sei unklar, ob in dem politisch unsicheren Umfeld das Einsparungstempo weiter aufrechterhalten werden könne. Der Euro gab daraufhin gegenüber dem Dollar nach. Und fast wie bestellt, kündigte Spaniens Regierungschef Jose Luis Zapatero noch am Freitag Neuwahlen in Spanien an.

Sorgen um Italien

Unter den Euro-Staaten wächst aber auch die Sorge um Italien. Offenbar zweifelt die Regierung in Rom daran, ob es die nächste Hilfstranche für Griechenland bezahlen kann. Derzeit wird die Kredithilfe für Athen ja bilateral von den Euroländern und vom Internationalen Währungsfonds getragen. Zuletzt ist die Zinsbelastung für Italien stark gestiegen und hat sich jenem Niveau angenähert, zu dem Griechenland von seinen Partnerländern die Hilfen bezieht. Steigt die Zinslast für Italien über dieses Niveau, darf das Land die Auszahlung an Athen verweigern. Dann müssten die anderen Unionsländer einspringen.

In Kürze soll die Griechenlandhilfe nicht mehr von den einzelnen Staaten, sondern vom Euro-Rettungschirm EFSF getragen werden. Doch kurzfristig verunsicherte die Entwicklung rund um Italien die Anleger weiter.

Zinskosten gehen zurück

Von den Turbulenzen an der Euro-Peripherie - und wohl auch dem Budgetstreit in den USA - hat dagegen Österreich profitiert. Die Zinslast für die Staatsschulden sinkt. "Österreich hat so wie auch Deutschland die Funktion eines sicheren Hafens" , meint Matthias Reith, Analyst bei der Raiffeisen Bank International. Vor allem aus den Euro-Peripherieländern Italien, Griechenland und Spanien ziehen Investoren Geld ab und suchen Zuflucht in sichere Papiere.

Als Folge der höheren Nachfrage ist das langfristige Zinsniveau zehnjähriger österreichischer Staatsanleihen am Sekundärmarkt seit Ende Juni um rund 35 Basispunkte gefallen. Am Sekundärmarkt werden Papiere gehandelt, die die Republik bereits verkauft hat. Veränderungen hier beeinflussen die Zinskosten Österreichs also nicht direkt.

Allerdings orientiert sich das langfristige Zinsniveau bei der Ausgabe neuer Staatsanleihen an den Werten am Sekundärmarkt. Österreich müsste aktuell also weniger zahlen, wenn es sich Geld ausborgen will. Die nächste Anleihenauktion steht im Herbst an.

Flucht in sichere Häfen

Genaue Berechnungen darüber, wie viel sich das Finanzministerium erspart, sind schwer, zumal die Zinsen ja auch schon bald wieder steigen könnten. Bei der Bundesfinanzierungsagentur OeBFA, die Österreichs Schulden aufnimmt, heißt es aber, eine Zinsänderung von 100 Basispunkten würde dem Bund 2011 bis zu 150 Mio. Euro ersparen. Nimmt man den Zinsrückgang seit Ende Juni als Basis, wären das rund 50 Millionen Euro. Auch in Deutschland haben die Turbulenzen zu einem kräftigen Zinsrückgang geführt.

Während Österreich also von der Flucht in den sicheren Hafen profitiert, leidet die Schweiz unter dem selben Phänomen zusehends. Viele Anleger setzen auf den Schweizer Franken, was die Währung gegenüber dem Euro nach oben getrieben hat. Diese Aufwertung hat die Schweizer Nationalbank (SNB) im ersten Halbjahr tief in die roten Zahlen gestürzt. Die Notenbank gab am Freitag für den Zeitraum Jänner bis Juni einen Verlust von 10,8 Milliarden Franken (9,4 Mrd. Euro) bekannt. (szi, Reuters, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30./31.7.2011)